Henry VII Tudor, St. Davids und die kaputte Scheibe

Auch hier wieder eine kleine Entwarnung vorweg: Man kann beruhigt die Kathedrale von St. Davids besuchen, alle Scheiben dort sind heile. Und dennoch hängen die Kathedrale und eine kaputte Scheibe eng zusammen, und besonders der Geburtsort des Tudor-Königs Heinrich VII spielt hier eine entscheidende Rolle. Aber auch der hatte keine kaputte Scheibe in seinem Palast. In "Pembroke Palace", den wir heute besuchen, gibt es ja gar keine mehr, und damit sind wir erst einmal beim heutigen Ausflug angelangt.

Verwirrend? Dann hier schön der Reihe nach:

Es geht nämlich zunächst nach Pembroke, zusammen mit unserem Reiseleiter David, aber er ist nicht der Schutzpatron von Wales, denn der liegt ja ewig schon in Frieden in der Kathedrale von St. Davids in Süd-Wales.
Unser David, das sei am Rande bemerkt, entspricht übrigens nicht dem Bild eines typischen Walisers, wie es mir in der seit Jahrzehnten laufenden TV-Sendung "English for Beginners" lustig eingetrichtert wurde. Nämlich als rustikaler, bäuerlicher Typ, Tweed-Jacke an, Hut auf und Schaf unterm Arm und eine Sprache sprechend, die niemand versteht.

Wir sind also in Pembroke und erfahren von dem historisch bedeutenden Moment, als ein kleiner Junge im dortigen Palast das Licht der Welt erblickt. Es ist wieder einmal ein Henry, und er ist ein Royal. Er wird als Nr. 7 König von England, aber das allein ist es ja nicht.
Er ist vielmehr noch der Begründer einer neuen Dynastie, der Tudors, die wir alle kennen, wenngleich auch eher durch seinen Sohn, fantasievollerweise noch ein Henry, Nr. 8 (der mit den sechs Frauen). 

In Pembroke zeigt uns Wales seine Fähigkeit, vielfältiges Wetter zu produzieren. Es regnet, fieselt zunächst, so daß einige von uns sich mit David zu einer Innenbesichtigung in die Burg flüchten. Innenbesichtigung als Wetterschutz ist nun auch wieder hilfreich bei einer Burg ohne Dach!
        
Mit den anderen mache ich einen Spaziergang um die Burg herum. Das bietet einen wirklich schönen Anblick, und was soll schon das bisschen Regen? Wir sind nicht aus Zucker und erfahrene Reisende mit immer passender Kleidung im Gepäck.
Doch da! Ein Farbklecks in der Ferne! Einer, der uns richtig viel Freude macht und als besonderes Ereignis in unsere Fahrtengeschichte eingeht.
Ein Hund im BVB-Trikot!
                                 
Dieser Scotch-Terrier hat auch die passende Kleidung für das Wetter, und wir kommen darüber mit seinem Herrchen ins Gespräch. Der, man mag es kaum glauben, kennt unsere Heimatstadt Dortmund. Nun ja, denken wir eingebildet, bei dem Fußballclub!?
Er war allerdings in der Kaserne in Dortmund-Brackel stationiert und erzählte uns begeistert von "Bi One", der B1' die die Stadt durchschneidet, von seinem Sohn, der dort geboren wurde, etc. p.p.
Die Welt ist klein.
Und dann muß ihm Achim leider mitteilen, und er entschuldigt sich auch echt britisch mehrfach dafür, daß die "Napier Barracks" leider nicht mehr existieren. Abriß! 
Der Waliser ist daraufhin höchst enttäuscht, entschuldigt sich seinerseits für das Wetter, durch das wir durch müssen und geht mit seinem BVB-Hund des Weges.

Wir gehen schnurstracks, um nicht völlig aufzuweichen, in ein Café auf ein paar leckere Scones. Nicht, daß wir gerade erst gefrühstückt hätten, aber Scones gehen immer.
     
Zurück im Bus, in unserem gemütlichen Wohnzimmer, geht es weiter nach St. Davids. 
Und dann passiert es: Ein Baugerüst an einer Hausecke ragt zu weit in die Straße hinein, unser Busfahrer sieht's zwar noch rechtzeitig, bremst ab, wodurch der Bus etwas nach links schaukelt und exakt die übelste spitze Ecke des Gerüstes berührt. Ein lauter Knall, die Scheibe platzt in tausend kleine Mosaike und wabert als wackelige Masse am Bus herum.
       
Hier schon nach der notdürftigen, aber haltbaren Reparatur, "selfmade by Marek". So haben wir dann auch einen walisischen Baumarkt kennengelernt. 

St. Davids kann ordnungsgemäß besichtigt werden.
      
Es ist ein traumschönes Fleckchen Erde. 
Wie oft habe ich in Reiseführern und Romanen gelesen, daß besonders die gotischen Kathedralen eine Riesenlast durch das Dachgewölbe tragen mussten und sich dadurch manchmal die Pfeiler im Kirchenschiff verbogen, doch bis auf eine leichte Neigung in der Salibury Kathedrale habe ich es noch nie so offensichtlich gesehen. 
Hier in Saint Davids ist alles krumm und schief, und ich hoffe, daß nicht gerade heute .....
                      
Der/die Kundige bemerkt natürlich, in der Kirche sind die Säulen romanisch, aber dennoch gibt es schon viele große Fenster, die die Masse der Mauern auflösen, wodurch das Gewicht des Gewölbes nicht so einfach zu halten ist. 
Wir sind hier, durch lange Bauzeit, viele Veränderungen und Wiederaufbau an der Schwelle zur Gotik, wie man außen an der Kathedrale schön erkennen kann.

Während meine Gäste noch weiter besichtigen, mache ich mich auf die Suche nach einem "Hardware Store", um Panzerband für das Abdichten unserer kaputten Scheibe zu organisieren.
Ich bekomme eine Wegbeschreibung von einem Anwohner, der mir einige Straßennamen nennt.
                                         
Wie gut, daß die Beschilderung zweisprachig ist, so daß ich einiges, was er mir genannt hat, auch finde.
Ich muß an dieser Stelle einmal erwähnen, daß St. Davids die kleinste "City" Großbritanniens ist, wo ergo ein Verlaufen eigentlich unmöglich sein sollte.
Ich lerne dann, daß Panzerband in Großbritannien "Gorillaband" heißt und tatsächlich in dem kleinen "Hardware Store" ein Pfund preiswerter ist als im großen Baumarkt, und kaufe gleich alles auf.
Der Verkäufer ist wirklich sehr verwundert - und glücklich!
      
Ein abendlicher Abschiedsblick über Tenby, unsere letzte Station in Wales, das Wetter hat sich wieder gefangen. Alles ist schön. 



















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