Edward, Edward, überall!

Wenn er das gewusst hätte! Vielleicht hat er es immerhin gehofft?
Der Geist König Edwards I ist überall in Wales zu spüren. Er hat ganze Arbeit geleistet, damit man ihn auch im 21. Jahrhundert nicht vergisst. Burgen überall, als Ruinen, oder noch gut bis sehr gut erhalten, und viele, viele Geschichten über sein Vorgehen gegen die Waliser. 
Für den Unbedarften sei hier erwähnt, daß ich vom Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts spreche.
Und da nicht jeder weiß, wie er aussah, hier ein Bild von ihm, aufgehängt als geisterhafte Metallsilhouette in Conwy Castle. 

Für ein etwas griffigeres Bild von ihm schaue man den Film "Braveheart", denn der Schauspieler kommt ihm darin schon recht nah, oder aber man wälze tatsächlich die Geschichtsbücher. Oder man lässt es einfach, denn seien wir mal ehrlich: Gebaut hat er die Burgen ja sowieso nicht selbst, sondern sein Baumeister James of St. George. Der wird natürlich auch allenthalben erwähnt, doch geht es in erster Linie halt immer um Edward, Edward, überall!

Nun aber zu seinen Werken und Taten.
Caernarfon Castle, Conwy Castle, Beaumaris, Harlech, um nur einige zu nennen. Und das sind im Wesentlichen die, die wir auch besucht haben. Wobei sich das Anfahren an Harlech etwas kompliziert gestaltet hat, und wir am Ende aufgeben mussten, auch wenn sich unser Chauffeur noch so sehr durch die engen Gassen gequetscht hat. Unsere 12-m-Länge und 3,70-Höhe passten einfach nicht vor Harlechs Eingangstor!
Und wir sind ja gewohnt: Ganz nah ran oder gar nicht.


     
Caernarfon, dank Margrets morgendlicher Wanderung hier ganz im Blick (vielen Dank). Man beachte das extrem gute Wetter, und das, wo es doch in Großbritannien immer regnet 😉. 
Aber es ist in der Tat passiert, daß uns später wirklich noch ein Regentag erwischt hat. Aber 8 trockene und meist sonnige Tage von 9 sind ja wohl eine gute Ausbeute.
Ich will aber nun nicht das britische Klischee füllen und hier weiter vom Wetter schreiben, sondern über unsere Burgenausbeute berichten.

     
Caernarfon war furchtbar teuer. Man mutmaßt nach heutigen Kosten und 700 Jahren Inflation etwa 3 Millionen Pfund pro Turm und Gesamtkosten von etwa 30 Millionen Pfund. Das entsprach damals einem Jahreseinkommen des Königs (damals gemutmaßte 27.000 Pfund). Wie gut, daß man Bürger hatte, die dem König mit höheren Steuern unter die Arme griffen - mehr oder weniger gern.
In der Burg ist nicht alles fertig geworden, und es gibt heute keine eingerichteten Gemächer mehr zu bewundern. Bedeutet demnach auch: Nein, Prinz Charles wohnt hier nicht, auch nicht nur manchmal, wenn er als "Prince of Wales" in "sein" Land reist. Auch wenn er sicherlich ökologisch denkt und mit der Umwelt eins sein möchte, eine Burg ganz ohne Bett und dachlos ist sicher nichts für ihn.
       
Conwy Castle (danke, Achim, bei mir wollte die Fahne nicht wehen) bietet da schon noch etwas mehr "Wohnbereich". Auch nicht mehr überdacht und nicht mehr möbliert, kann man aber noch innerhalb der Mauern zwei Bereiche erkennen, des Königs Bereich und der der normalen Burgbewohner. 
In der großen Halle beispielsweise kann man sich noch sehr gut vorstellen, wieviel Platz zum Feiern und Essen war. Drei große Kamine sind noch zu erkennen und auch  Reste der Kapelle für die Ritter. Ein Turm beherbergte das Gefängnis, und wir haben interessiert vernommen, daß man damals per Lösegeldzahlung eine "bevorzugte" Behandlung im Knast ergattern konnte, und dieser Vorzug war, daß man nicht einfach von oben herab ins Verlies geschmissen, sondern langsam und bedächtig herabgelassen wurde. So lange das Lösegeld dann floß, gab es auch Wasser und Brot.
Also wirklich, für mich dann doch lieber die Variante "runterklatschen und weg".                                     
                                        
Der König hatte selbstverständlich seine eigene Kapelle und folgte dem Gottesdienst sozusagen aus dem Hinterhalt, durch ein kleines Fenster von einer Empore aus. 
Die drei neu angefertigten Fenster beinhalten jeweils ein ganz fantastisches Detail: Kinder aus Conwy wurden gebeten, zu überlegen, was aus unserer modernen Zeit wichtig ist und für die Zukunft und Ewigkeit als Besonderheit in diesen Fenstern festgehalten werden sollte.
Heraus kamen ein Fahrrad, ein Handy und die Familienkatze. Schaut das obere Bild einmal genau an und findet eines dieser Details.

     
Genau hinschauen musste auch unser Chauffeur, der durch Conwys Stadttore fuhr, die wirklich kaum einen Zentimeter rechts und links Platz ließen. Daran hat Edward I also nicht gedacht. 
Schande über ihn!
     
Mit Beaumaris gibt es dann endlich auch eine Variante, nämlich ein Wasserschloß. Ebenfalls nicht ganz fertig gestellt und durch seine geringere Höhe dann auch eher romantisch als bedrohlich.

Letzte Impressionen nun von einem wunderbaren Tag:
   



  


















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