Gamla Stan und Östermalm

Ganz genau, beide sind Stadtteile von Stockholm. Beide sind Inseln, die eine ist die Altstadt, die andere liegt im Östen, äh, Osten. "Gamla" bedeutet "alt", wer kennt denn etwa nicht das Wort "gammelig"? Doch die Häuser hier sind überhaupt nicht gammelig, sondern mit schönen Farben versehen, hübsch in einer Reihe entlang der schmalen Gassen.
      
Man erkennt sofort, hier hat man sich einst ein wenig von den Bauten der deutschen Hansestädte abgeguckt. Treppengiebel sind eines der Zeichen dafür.
Man fragt sich heute, ob die Altstadt nur noch für die Besucher zum Anschauen da ist, denn wer möchte und kann wirklich hier noch wohnen? Es gibt keine Parkplätze für Autos, "Gamla Stan" ist so gut wie autofrei. Die Gassen sind auch viel zu schmal und überall laufen Touristen herum, so daß man kaum voran kommt. Die Häuser sind teilweise 5 Etagen hoch, ohne Aufzug. Und wo will man einkaufen? Lebensmittelgeschäfte sind bis auf ein kleines nicht vorhanden. Man muß raus aus der Stadt zum einkaufen, aber wie ohne Auto? Und es lohnt sich nicht, eins anzuschaffen, weil man es ja nirgendwo parken kann. Ein Teufelskreis also.
                                  
Die Altstadt bleibt also ein Kleinod für Touristen und jene, die einfach immer schon da wohnten und aus Gewohnheitsgründen nicht weg wollen. Übrigens wohnt nicht einmal mehr der König dort, trotz Palast mit Seeblick. Er bevorzugt Schloß Drottningholm vor den Toren der Stadt. Obwohl, mal im Ernst,  der Königspalast in der Altstadt hat doch bestimmt einen Aufzug eingebaut bekommen. Andererseits ist Karl Gustav ein sportlicher Mensch, aber denken wir nicht weiter darüber nach.
Wer etwas auf sich hält (und man zeigt in Schweden traditionell nicht unbedingt, daß und was man auf sich hält), der zieht nach Östermalm. Dazu benötigt man das nötige Kleingeld, aber auch darüber redet man wahrscheinlich nicht. An den Häusern sieht man es aber, was irgendwie wieder ganz unschwedisch ist.
Hier findet man neben Prada,Dior, Victoria's Secret und anderen Hochkarätern auch Geschäfte mit schwedischer Mode, unspektakulär, aber spektakulär teuer (und man sieht's ihr nicht an) bzw. preislich im Schaufenster gar nicht erst ausgezeichnet. Oder aber Läden mit schwedischem Möbel- und Haushaltswarendesign.
                                    
Diesen Sessel mit Wollknäuel ähnlichem Fußteil haben alle bewundert, und das Rätsel um das Verbindungskabel zwischen Sessel und "Hocker" konnte nicht gelöst werden. Einen Verkäufer zu fragen kommt natürlich keinesfalls in Frage, wollen wir doch nicht erscheinen als kämen wir vom unterentwickelten Lande.
Als etwas armer Nachbar kommt man sich angesichts der schwedischen Preise ohnehin schon vor. Und ein wenig vom Mond manchmal auch, wenn man sich die handytechnische Entwicklung mit all ihrem Nutzen anschaut, der uns noch so gut wie fremd ist.
So kann man im ABBA-Museum zum Beispiel überhaupt nicht mehr mit Bargeld zahlen, sondern nur noch mit Kreditkarte oder Handyticket. 
Oder in der U-Bahn (Tunnelbanen) hält man einfach sein Smartphone vor ein Display beim Schalter und entwertet damit das vorher per sms gekaufte Ticket. Hinter dem Schalter sitzt jedoch in jeder Station auch noch ein echter Mensch, ein äußerst hilfsbereiter noch dazu, für unwissende Landeier wie uns.
Aber zurück zum noblen, teuren (sorry, noch teureren) Östermalm.
Kaum zurückhalten konnten die Damen sich bei diesem Luxusmodell:
                                    
Bernstein-Highheels!!! Da sind wir doch einfach mal ganz traditionell-schwedisch, kaufen sie nicht, um auch nicht als gut situiert aufzufallen. Wer es noch nicht weiß: In Schweden gibt man sich eher bescheiden, was eine traditionelle Tugend ist, und stellt nicht zur Schau was man besitzt!!??
Wenn sich da nicht doch schon was verändert hat seit diverse Reiseführer geschrieben wurden. Für die Menschen in Östermalm gilt das sicher nicht mehr, und nach der gestrigen Oldtimer-Parade auf dem "Sveavägen" glaube ich auch nicht mehr so recht an das traditionelle "Reichtum verstecken".
Zur Erinnerung, oder wer den vorigen Post nicht gelesen hat, so schaute es da doch aus:
                                      








 

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