Prominenz im Gudbrandsdal

Um es gleich vorweg zu nehmen, die Prominenz sind ausnahmsweise nicht wir, sondern zahlreiche norwegische Menschen und Dinge.
Das Gudbrandsdal hat einige Berühmtheiten hevorgebracht, so zum Beispiel die Stabkirche von Ringebu, die Olympiastadt Lillehammer, den braunen Karamellkäse (Gudbrandsdalost), den Helden Peer Gynt und die Birkebeiner.
Aber der Reihe nach:
                                    
Die Stabkirche von Ringebu stammt vom Anfang des 13. Jahrhunderts und liegt malerisch auf einer Anhöhe über dem Tal. Ein Tal übrigens mit satt grünen Wiesen, zur Frühlingszeit gespickt mit bunten Blumen, vornehmlich allerdings gelbe. Verstreut liegen einige Gehöfte.
Die Kirche sticht von weitem bereits ins Auge durch ihren markanten roten Turm. Sie ist eine der "überlebenden" 28 Stabkirchen Norwegens, von relativ schlichter Gestalt noch, mit ein wenig Drachenschnitzerei am Portal. Viele Elemente wurden in späteren Jahrhunderten hinzugefügt, als man schon nicht mehr in dem Stil baute, der unter anderem an Wikingerschiffe erinnert.     
     
Das Freilichtmuseum "Maihaugen" ist ganz sicher das Highlight von Lillehammer, es sei denn, man ist wesentlich sportlicher als ich (was wahrhaftig keine Kunst ist) und bevorzugt die ehemaligen Olympiastätten und das zugehörige Museum.
Die Existenz von Maihaugen zeigt mir jedenfalls, daß Zahnärzte wohl schon in früheren Jahrhunderten nicht schlecht verdienten, denn ein solcher hat seinerzeit angefangen, auf seinem Grundstück alte Häuser zu sammeln. Ich sammele Plüschtiere, Herr Sandvig sammelte Häuser. Jedem das Seine.
                                    
Auf jeden Fall aber wurde diese Sammlung so groß, daß ihm letztlich die Stadt Lillehammer ein größeres Grundstück zur Verfügung stellte, was wir heute als "Maihaugen" bewundern dürfen. 

Die alten Häuser noch an ihren Originalstellen zu sehen bekam sicherlich einst noch Peer Gynt, der sich durch die Unwege des Gudbrandstals und über den schwer zu überwindenden "Bessenengrat" schlug. 
Ebenso taten es die "Birkebeiner", eine Volksgruppe, die den von ihnen als König favorisierten 13-jährigen Jungen im wahrhaft unwirtlichen, superkalten Winter über die Berge in Sicherheit brachten. Ihre Gegner trachteten dem Jungen nämlich nach dem Leben. Die besten Skiläufer unter ihnen wählte man für diese königliche Aufgabe aus. 
Gegen die extreme Kälte schützten sie ihre Beine mit Birkenrinde, daher der einprägsame Name "Birkebeiner". 
Ein Bild in unserem ersten Rundreisehotel zeigt diese Rettungsflucht, wobei mir wirklich schleierhaft ist, wie sie einen Jugendlichen mit 13 noch locker in eine kleine Decke gewickelt auf dem Arm tragen konnten. Mein Neffe ist jetzt 13 geworden, und ich wüsste nicht, wie man ihn über die Berge schleppen sollte. 
Aber egal. Die Nachfahren der Wikinger werden wohl  noch immer eine gehörige Portion Kraft in den Muckis gehabt haben. Der Junge wurde jedenfalls tatsächlich König - ob er wollte oder nicht.

Last, but not least ist eine weitere Prominenz des Gudbrandstales ein besonderer Käse. Dargeboten als brauner Block auf jedem Frühstückstisch. Ein Abfallprodukt, wenn man es mal auf den Punkt bringt, denn die bei der Käseherstellung übrig bleibende Molke, die ohne weitere Zutaten schon ein wenig süß schmeckt, wird für diese norwegische Delikatesse genutzt. Noch Sahne dazu, das Ganze erhitzen, damit es karamelisiert, und schon hat man auch den typischen Karamellgeschmack.
Eingepackt in rote Tüten wird er durch Kühlung fest, bzw. halb fest - ein wenig schmierig. Und trotzdem findet man auf dem Frühstücksbuffet immer auch einen Käsehobel dabei (eine norwegische Erfindung), und ich breche mir jedesmal einen ab, weil ich diesen Käse einfach nicht gehobelt kriege.
Schöner finde ich daher alles, was man sonst noch damit anstellen kann, zum Beispiel Saucen herstellen oder ihn als Cremefüllung in einen Pfannkuchen packen.
                                  
Vorsicht allerdings, wenn man statt "Gudbrandsdalost" "Gammel Ost" kauft. Letzterer zieht einem doch ein wenig die Schuhe aus, ist sehr stark und spaltet sogar die Norweger.
"Gammel" ist das Wort für "alt", das können wir uns ja leicht merken, kennen wir doch den Begriff "gammelig". 
Und so weit entfernt ist das auch gar nicht, denn auch in Norwegen lässt man einige Nahrungsmittel erst einmal ordentlich vergammeln (fachlich allerdings: fermentieren") bis sie als Delikatesse angeboten werden. Nun ja, wer jetzt die Nase rümpft, der sei datan erinnert, daß unser Sauerkraut irgendwie ähnlich entsteht.



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