Bury St. Edmunds und die beredsamen Damen vom Touristenamt

Auf der Suche nach schönen Städtchen in East Anglia stießen wir, auf der Karte zunächst, auf Bury St. Edmunds. Im Internet war zu lesen, daß man dort irgend etwas Bedeutendes mit der Magna Carta zu tun hatte. Für all diejenigen, die nichts mit diesem Begriff anfangen können, es ist quasi die erste  englische Verfassung. 
In Bury St. Edmunds haben sich ein Jahr vor Unterzeichnung die Barone getroffen, um sich abzusprechen, den König zu zwingen, die Magna Carta zu unterschreiben. Das war im Jahre 1214.

Eingangsportal zur früheren Abtei und ihren Gärten

Da wir gerade auf der Suche nach einem Parkplatz das Touristenamt neben uns sahen, sprang ich mal schnell hinein, um ein paar Informationen abzufischen. Die älteren Ladies dort fragten mich sofort, woher wir kämen, und mit der Aussage 'Dortmund in Germany' hatten sie mich gleich in ihren Fängen. Bury ist nämlich die Partnerstadt von Kevelaer, das ist ja quasi neben Dortmund, und sie kennen Borussia (sind die in Kevelaer nicht eher FC Köln oder Leverkusen? Na, egal). 

Und man besucht sich jedes Jahr abwechselnd gegenseitig, und die beiden bringen dann Kerzen aus Kevelaer mit für die Kathedrale von Bury. Wenn wir also die Kathedrale besuchen, sehen wir dort deutsche Kerzen! Und wir sollen unbedingt die Kathedrale besichtigen, ist gleich nebenan, und schräg links können wir parken, aber nur 2 Stunden, und, ach, aber das reicht ja gar nicht, denn wir müssen unbedingt noch durch die Abteigärten spazieren. 'Schade', sagte ich, daß ja erst März ist und nichts blüht wie auf dem Bild, das sie mir ständig vor die Nase hielten. 
Oh doch, da blüht schon was, wir sollen nur mal hingehen und schauen. Die beiden waren wirklich super. So nett und beflissen, aber sie teilten mir auch mit, daß wir nicht so lange reden dürfen, denn momentan stünde unser Auto ja noch an der Straße im Halteverbot! "Das ist doch Ihr Auto, das rote da? Man siehts's, es ist ja rechts kein Lenkrad". 
Bewaffnet mit Prospekten, einem Stadtplan und der dringenden Empfehlung, West Stow, das erste englische Dorf mit einem sehenswerten angelsächsischen Freilichtmuseum zu besuchen, ging ich zurück zum Wagen. Selbstverständlich parkten wir auf dem 'Nur-2-Stunden-erlaubt-Parkplatz', denn unser Besuch sollte sich wegen unserer Bulldoggen-Oma Buffy sowieso nicht so ausdehnen. 
Kurz die Kathedrale abgehakt, den Abteigarten durchflitzt, wo wir noch auf einen Jack-Russell-Terrier-Welpen trafen, der unseren kleinen Methusalem nochmal in Wallung brachte, und dann ab in die Shoppingmeile. Diese wunderbaren Ladenfassaden, ich kann mich daran nicht sattsehen und möchte, daß meine Ladenfront auch so aussieht. 





Zum Schluß also noch das 'anglo-saxon village' nördlich der Stadt. Hier hausten sie also, die alten Angelsachsen, und wenn man sich ein bisschen mit der englischen Geschichte befasst, bemerkt man, daß gerade eben East Anglia (Ost-Anglien) mit den heutigen Grafschaften Essex, Suffolk und Norfolk die Region ist, in der die Angeln und Sachsen nach dem Abzug der Römer anlandeten und siedelten.
Zu Hilfe gerufen von der einheimischen Bevölkerung, weil nach den Römern ein regelrechtes Machtvakuum entstanden war. Man war einerseits froh, daß die Römer weg waren, andererseits hatten sie ja auch viel Fortschritt gebracht, mit Straßen und Städten etc. Die Angelsachsen hingegen hatten ganz andere Machtstrukturen, eher mit einer Art Familienclans, und sich lieber auf dem Land zusammenrottend als in den Städten. Kommt daher die heutige englische Sehnsucht nach dem Häuschen auf dem Lande? Dies sind meine höchst subjektiven Gedanken, nachdem neben dem von Marek so verehrten Food-Channel auch die meiste Zeit die Serie 'Escape to the country' in unserem Cottage lief, in der Makler scharenweise Häuser für Landliebende suchen.
Aber zurück zum Angelsachsendorf. Hier hat man wirklich eine enorme Anzahl römischer und angelsächsischer Funde zu Tage gefördert und typische Behausungen nachgebaut.

Wir bewundern einige reich verzierte Helme von Kriegern und Anführern.
Ich bin sehr erstaunt, wie man damals mit primitiven Mitteln solche Verzierungen erschaffen konnte, und mein Mann meint in seiner die Dinge immer auf das Einfachste reduzierenden Art, daß die ja auch damals total viel Zeit hatten. 
So war das also in angelsächsischer Zeit......





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