So lebt es sich in der Verbannung: St. Helena

Was habe ich für ein Glück! St. Helena-Material wurde eben nachgeliefert. MS Artania ist aber inzwischen schon auf dem Weg nach Kapstadt. Ich komme ja gar nicht mehr hinterher!
Nun kann ich also, zwar nicht live, aber in Farbe sehen, wir der kleine Franzosen-Kaiser einst in der Verbannung gelebt hat. Ich stelle mir unter dem Wort allein schon Fürchterliches vor, aber so grausig war es damals gar nicht. Zumindest nicht für bedeutende Leute mit Macht (wenn auch vergangen) oder Geld. 
Man wollte zwar den einen oder anderen Herrscher loswerden, aber ihn dann irgendwo elendig verrotten lassen, das ging nun auch nicht. Also folgte die Verbannung mit gleichzeitiger Komfortunterbringung nebst Personal. Nur eben möglichst weit ab vom Schuss.  
Es gab dann aber auch die ganz Hartnäckigen, wie Napoleon, die über ihre Verbannung nach Elba herzhaft lachen konnten, lag diese Insel doch quasi nur einen Steinwurf vom italienischen Festland entfernt.
“Da setze ich doch einfach schnell mal wieder über“, dachte er sich und war wieder da. 
Es half ihm nichts, denn man hatte noch ganz andere Verbannungsalternativen in der Hinterhand, und somit taucht St. Helena in der Geschichte auf. 
Eine Insel, die meiner Kundin im inneren Teil grün anmutet wie ein deutsches Mittelgebirge oder teils auch wie das Alpenvorland, mit Kühen an den steilen Hängen. 
Dann aber wieder präsentieren sich bizarre Resultate vulkanischer Aktivitäten, die aufgrund von Glauben und Fantasie der Menschen ausdrucksstarke Namen bekamen.
So steht Lot im Vordergrund und seine Frau im Hintergrund. Klar, in biblischen Zeiten  gab es ja  keine Gleichberechtigung, da machten auch Vulkane keine Ausnahme.
Biblisch geht es weiter, denn Jakob hat seine Leiter hier an einen Berg gelehnt (Jacob’s ladder). 400 Stufen muss man klettern bis oben, so schreibt es der Inselprospekt. Maggie schreibt mir, es wären 399. Da stimmt was nicht. Los, auf! Nochmal zählen, aber zügig!
Eine Schildkröte mit biblischem Alter gibt es auch. Es ist Jonathan, der sich als ältester Einwohner mit geschätzten 150 Jahren durch den Garten des Gouverneurs-Palastes wälzt. 
Da schau mal einer an. So lange hat Napoleon nicht durchgehalten. Sechs Jahre hatte er noch auf der Insel bis zu seinem Tod. Und die verbrachte er zunächst im Briar‘s Pavillion, was sich ein bisschen nach Zelt-Unterkunft anhört. Aber was sage ich? Der Brighton Pavillion in Südengland ist auch alles andere als ein Zeltlager - welch irreführendes Wort! 
Danach residierte Napoleon im Longwood House. Jawohl, so formuliert es der Prospekt, er residierte, mit Offizieren und Personal. Es könnte einem schlechter ergehen. Nur regieren und Schlachten schlagen, das konnte er dann nicht mehr.
Sein leeres Grab bezeichnen die Insulaner als eines von St. Helenas Sieben Wundern. Was kann denn an einem leeren Grab ein Wunder sein? Haben sie sich gewundert, dass er eines Tages weg war? In toter Form  allerdings? Zurück in die Heimat geholt, nach Frankreich? Sei‘s drum. Man steht da vor einem Wunder in Form von umzäunter Bodenplatte. 
Das wahre Wunder ist für mich sein Sarkophag im Pariser Invalidendom, bzw. die vielen ineinander geschachtelten Särge aus edlen Materialien, von denen sogar der Äußere noch recht klein ist. Man wundert sich dann, wie klein der Mensch gewesen sein muss, der im Innersten der Matroschka-Särge liegt. 
St. Helena jedenfalls ist beeindruckend, und das auch, weil einem durch die lange See-Anreise genau bewusst wird, wie entfernt von allem man sich mitten im scheinbar endlosen Ozean befindet. Kein Schiff weit und breit, kein anderes Land in Sicht. Ein bisschen verbannt halt. 

MS Artania wirft abends wieder ihre Motoren an, um die Gäste in ein Land zu schippern, wo es ganz sicher tierisch zugeht. Aber auch ziemlich sandig und wüstig. Was könnte das sein? 
Leinen los und auf ins nächste Abenteuer! 

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