Ernstes Reisegeschnatter: Niki-Pleite

Ohne Fotountermalung, einfach nur Text, viel Text, denn es muß mal raus: Meine Wut über das, was in letzter Zeit vom Flughimmel hart auf dem Boden gelandet ist. Erst die Air-Berlin-Pleite, jetzt Niki. "Grounding" nennt man das in der Flugsprache. Hört sich auch besser an als "Pleite".

Da kauft die Air Berlin vor Jahren die auch schon pleite gegangene LTU auf, und ich frage mich, wie man es schafft, ein hoch verschuldetes Unternehmen wieder in gewinnbringende Höhen zu bringen.
Dann macht man eine Drehung um 360 Grad und mutiert zur Billig-Airline. 
Ich verkaufe den ersten Flug für schlappe € 50,- nach Rom. Hin und zurück. Nicht normal, aber schön für den Kunden.
Ein Air-Berlin-Vertreter besucht uns und lobt, daß wir soviele "Paxe" verkauft haben. Das ist in der Touristik die Bezeichnung für "Personen". 
Leider nur kann ich mir von "Paxen" allein kein Bütterchen kaufen kann, wenn ich netto mit 'nem schmalen Euro aus der Buchung rausgehe.
Wie die Fluggesellschaft bei der Preispolitik in die Gewinnzone kommen will ist mir schleierhaft.
Nichtsdestotrotz avanciert sie zur zweitgrößten Airline unseres Landes.
Nummer 2, aber nichts dahinter. Viele Fugzeuge, viele Paxe und viele Slots, aber keine Kohle, wie sich mir allmählich darstellt.

Dann nimmt man uns die ohnehin mageren Provisionen weg, da man sparen muß, die Passagiere bekommen kein Futter mehr gratis, bezahlen dann, wenn sie einen bestimmten Sitzplatz möchten, für die Exitplätze sogar einen noch höheren Aufpreis. Komisch, vor nicht allzu langer Zeit wurden wir noch angewiesen, den Kunden klarzumachen, daß man Exitplätze KEINESFALLS vorher reservieren kann, weil das Bodenpersonal sehen muß, ob der Gast befähigt ist, im Notfall zu helfen. In dem Moment, wo man aber eine Verdienstquelle sieht, kriegt man auch die Plätze ohne Probleme.
Na klar, wir im Reisebüro müssten einem Gast mit Gehbehinderung eine solche Reservierung natürlich verweigern, aber das ist leichter gesagt als getan.

Dann auf einmal bietet Air Berlin Flugpreise an, bei denen man meint, die wollen nun gar nicht mehr gebucht werden. Unattraktiv teuer. Warum nicht einfach mal ein solides Mittelmaß?
Anbandelung mit Etihad, usw. usw.
Der Rest ist Geschichte.

Aber glücklicherweise ist ja die Air-Berlin-Tochter NIKI von der Pleite ÜBERHAUPT nicht betroffen! Sowohl Air Berlin propagiert das, als auch die Reiseveranstalter. Jeder tutet in dasselbe Horn, so natürlich auch wir, obwohl ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen kann, wie ein Teil eines Konzerns hell strahlend und grundsolide da stehen kann, wo die Konzern-Mama komplett kaputt ist.
Hätte NIKI doch mal Geld reinpumpen können, wenn es denen doch so klasse geht. In einer Familie hilft man sich doch eigentlich!?

Ich bekomme also so meine Zweifel, ob das mit NIKI tatsächlich alles gut geht, aber was soll ich meinen Kunden schon erzählen?
Ein Familienvater, der Flüge nach Ibiza gebucht hat, erkundigt sich, ob denn durch die Air-Berlin-Pleite seine Flüge am Ende gefährdet sein können.
Und ich antworte ihm natürlich, daß er sich keine Sorgen machen muß, da bei NIKI ja alles super ist. Ob ich das selber zu dem Zeitpunkt glaube, kann ich einfach nicht beantworten.
Aber soll ich ihm denn sagen, er soll mal vorsorglich neue Flüge buchen? Die kosten jetzt zwar bestimmt das Doppelte, aber hey, das macht jeder doch gern freiwillig. Zur Sicherheit.
Nein, ich muß in dasselbe Horn tuten und ihm genau die Infos geben, die wir auch täglich von unterschiedlichen Quellen bekommen. Es gibt keine andere Möglichkeit.

Vor einer knappen Woche sendet uns auf einmal Neckermann eine Email mit der Ankündigung, daß alle Neckermann-Gäste, die bis 30.4.2018 mit NIKI reisen, vorsorglich auf andere Flüge umgebucht werden. HÄÄÄÄ! Wieso das denn jetzt? Da ist doch was im Busch!
Es ist genau das im Busch, was ich mir schon die ganze Zeit über gedacht habe: Gar nichts ist in Ordnung bei NIKI.
Man wird nur schön hingehalten. Wer weiß, wie lange die schon intern den Sinkflug eingeläutet haben.

Nun kann man nur mal hoffen, daß der Firmengründer Niki Lauda wieder einsteigt und irgendwie das Ruder herum reißt. Er scheint sich zumindest Gedanken um die vielen Arbeitsplätze zu machen, die verloren gehen. 

Das Geld meiner netten Kundenfamilie ist futsch, davon gehe ich zumindest aus. Und die Tickets vieler anderer sind ebenfalls wertlos.
Es ist ein Drama, und es nervt. 

Und ich frage mich mal wieder, wann unsere Regierung endlich ein Gesetz schafft, daß auch Fluggesellschaften verpflichtet, die Gelder der Passagiere gegen Insolvenz abzusichern. 
Jeder Reiseveranstalter muß das seit Jahren, sonst darf er keine Zahlung kassieren. Selbst für uns Reisebüros denkt sich die EU immer neue Hürden aus, was auch wir alles noch absichern müssen. Das zu erklären, würde zu weit führen und bringt mich nur unnötig in Rage. 
Nur die heiligen Airlines dürfen weiter Tickets verkaufen und sofort komplett kassieren. Ist ja auch normal, daß ich meinen Australienflug für € 2000,- sofort voll berappe, auch wenn ich erst in 10 Monaten abfliege. Die einzigen, die dafür bisher gearbeitet und Leistung in Form von Beratung und Abwicklung erbracht haben, sind wir Reisebüros. Die Airline hat meinen Kunden noch nicht einmal annähernd in der Nähe des Fliegers und will schon das ganze Geld, ohne Absicherung. 
Das ist für den Kunden ein Netz ohne Boden. Und für mich eine totale Frechheit. Wenn ich eine Flug für € 100,- buche, ist die Komplettzahlung ja noch zu erklären, aber auch nur bedingt.

So, das musste mal raus, Ihr Lieben. 

Und ab Januar geht's wieder richtig rund. Wir buchen für Euch mit Condor. Eurowings, Germania, TUIfly und weltweit renommierten Airlines. Und bitte, bitte: Entscheidet Euch, wenn möglich, für eine Pauschalreise.
Warum man damit auf der sicheren Seite ist, erklärt Euch gern mein Team ganz genau.
Besucht uns in Dortmund-Hörde.

Gute Nacht und frohe Weihnachten.





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