Villandry - Hier herrscht Ordnung im Beet

Bislang galt meine Liebe den englischen Landschaftsgärten und -parks.
Alle Pflanzen sind zwar nach einem Grundschema angepflanzt, sehen aber so aus als würden sie ganz zufällig dort stehen und dürfen dann im Wesentlichen so austreiben wie ihnen das Blatt gewachsen ist. Ein bisschen Rückschnitt, aber ohne sie in eine bestimmte Form zu pressen.
Nicht so der französische Garten, für den ich mich neuerdings begeistern kann.
        
Hier herrscht gnadenlose Ordnung im Beet. Ich glaube, manchmal ist mein Wohnzimmer nicht so aufgeräumt wie der Garten von Schloß Villandry, und ich weiß nicht, ob mein kleiner Garten sich manchmal auch wünscht, ich gäbe ihm ein wenig vor, wie er zu wuchern hat.
Aber aus Buchs Kugeln schneiden ist einfach nicht mein Ding. Außerdem wütet doch sowieso gerade die Raupe Nimmersatt, der elende Buchsbaumkiller.
In Villandry kümmern sich neun Gärtner um saubere, astreine Beete, kugeln und kegeln Buchsbäume oder spitzen diese an.
Versucht Unkraut hier sein Unwesen zu treiben, wird es mühsam von Hand ausgezupft. Bei einem derart großen Besitz möchte man vorschlagen, eine Maschine einzusetzen, aber die fantastischen Pflanzenzimmer gestatten nur vorsichtige Handarbeit.
                                    
Die Pflanzen bekommen einen glasklaren Befehl: "Du wächst in Herzform, Du wie ein Pfeil und Du bitte schön in Form zerbrochener Herzen." Denn es sollen verschiedene Form von Liebe dargestellt werden. Die brennende und die leidenschaftlich zum Beispiel.
Es klappt. Die machen das!
Und am Ende steht man als Betrachter vor einem bunten Teppich, einem Pflanzenmosaik und weiß gar nicht, wo man die Kamera hinhalten soll.
Da wächst der Kohl und bildet schöne weiße Tupfen. Aus der Ferne denkt man an eine Wiese mit Riesenchampignons.
                                 
An anderer Stelle hat man sich auf ein sattes Lila eingeschossen. Vor dem Hellgrün irgend einer Salatsorte funkelt es wie Seerosen auf einem Teich. Brave Kohlköpfe! Alles richtig gemacht und ordnungsgemäß hochgeschossen. 
                                 
Alles ist zu schade zum aufessen, und dennoch passiert genau das. Die Familie des Besitzers teilt die Ernte unter ihren Angehörigen und Angestellten auf. Ist sie besonders reichhaltig ausgefallen, bekommen die Besucher auch etwas ab.
Schloß Villandry befindet sich in Privatbesitz. Monsieur Carvallo ist ursprünglich ein Wissenschaftler, und für mich ist das an der Gartengestaltung ganz klar zu erkennen, denn ein gnadenlos romantisch denkender Mensch kann Pflanzen doch so nicht "erziehen". Es braucht schon eine gehörige Portion Planung und Tüftelei, solch ein Riesengelände in Form zu trimmen. 
Halt eine echte Wissenschaft für sich.
                                       











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