KURZ mal nach LANGeoog


Was habe ich in Europa nicht alles schon gesehen!?
Aber ich war - außer einem Tagesausflug nach Norderney - noch nie auf einer deutschen Nordseeinsel. Das wird sich Zug um Zug ändern, und ich fange mit den ostfriesischen Inseln an. Ein kurzer Trip nach Langeoog begeistert mich trotz Wind und Wetter so sehr (oder gerade deswegen), daß dieser Beitrag mal wieder ein wenig länger wird.
Von Bensersiel aus nimmt man die Fähre. Die Insel ist autofrei, also lassen wir unseren Wagen auf dem Festland stehen, nachdem wir den Hafen endlich gefunden haben. Da kann man mal so richtig lachen, denn wir mussten tatsächlich erst die Ablegestelle suchen in dem kleinen Bensersiel. 
Durch den Mega-Hafen Rotterdam finden wir in Windeseile den Liegeplatz jeder Fähre, doch nicht so im beschaulichen Nordseedörfchen.
Gepäck im Schlepptau gehen wir Tickets kaufen. Die Koffer kann man am Schalter gegen ein geringes Entgelt aufgeben, so daß sie einem bis ins Hotel gebracht werden. Das ist ein toller Service.
Ich frage den Mann am Gepäckschalter, wie es dann auf der Insel weiter geht. Ich hätte von einer Inselbahn gelesen oder einer Pferdekutsche?
Da sagt der doch tatsächlich zu mir: "Zu Fuß!" Es sind aber doch immerhin noch 3,5 km vom Bahnhof Langeoog zum Hotel, und ich habe keine Lust, die im Dunkeln zu gehen. Immerhin habe ich noch mein Bordcase an der Hand.
Auf der Insel angekommen, stellt sich heraus, es gibt natürlich eine Inselbahn. Komischer ostfriesischer Humor. Der hat sich wohl gedacht, er schockt mal ganz dröge diese unwissende Touristin.
Danach geht es aber wirklich noch ein Stück zu Fuß zum Hotel. Die Luft ist super, ich fühle mich pudelwohl schon auf den ersten Metern, obwohl die Wetteraussichten nichts Gutes versprechen. 
Die erste und einzige Aktion des verbleibenden Abends ist ein leckeres Abendessen im Hotel "Mittenmang".
Hier sind wir wirklich "mittenmang", also mittendrin im Ort. Das Hotel ist ein 3-Sterne-Haus mit sehr schönen Zimmern und einem überaus aufmerksamen Service. Wir fühlen uns willkommen und gut empfangen.
Ein wenig aufgesessen bin ich allerdings den Fotos im Reisekatalog, die ausschließlich modern renovierte Zimmer mit teppichfreiem Fußboden zeigten. Wir bekamen jedoch eines mit Teppichboden, was mir immer ein wenig Unbehagen bereitet. Und so ganz schön modern fand ich´s halt auch nicht, aber vielleicht bin ich zu pingelig.
Als ordentlicher Tourist erkundige ich mich nach einem anderen Zimmer, obwohl man mit dem angebotenen, das muß ich betonen, durchaus zufrieden sein kann.
Es gibt nur noch eine Suite, und wir gönnen uns diese gegen einen nicht zu hohen Aufpreis.
Hier finden wir nun einen total gemütlichen, frischen Mix aus Moderne und Landhausstil.
Salz- und Pfefferstreuer als Krabben getarnt schauen uns über den Teller, während wir ein richtig schmackhaftes Abendessen genießen. Dem Koch kann man gratulieren, er versteht sein Handwerk. Alles schmeckt super. Wir nehmen uns vor, soviel Fisch zu essen bis uns Flossen wachsen.
Der nächste Morgen ist dann tatsächlich so wie vom Wetterbericht versprochen: Bedeckt, stürmisch und regnerisch. Wir machen trotzdem einen ersten Spaziergang zum Strand. Nachdem uns dort das erste Kilo Sand zwischen die Zähne geflogen ist und das Sandmännchen im wahrsten Sinne des Wortes schon am Vormittag in unseren Augen wütet, kehren wir um und bummeln durch die Geschäfte. Man kann einfach so durch den Ort schlafwandeln ohne groß aufzupassen. Es gibt keine Autos, nur Fahrräder, Fußgänger und dann und wann einmal ein Gepäckmobilchen.
Wahrscheinlich ist das auch ein Grund, warum Langeoog als die "Kinderinsel" beworben wird. Unterhaltung für die Kleinen gibt es auch allerorts, wobei ein Urlaub hier nur Eltern ansprechen sollte, die auch mit ihren Kindern zusammen etwas erleben und entdecken wollen, ohne All-Inclusive-Paket und Kinderclub im Hotel.
Es macht Spaß, das Inselzentrum inmitten der schönen Häuser - natürlich alle in typisch nordischer Backsteinmanier - zu erforschen. Alles ist fein angelegt, und vor allem gibt es unwahrscheinlich viele Restaurants. Wer hier verhungert ist selber Schuld.
Aufgrund des nicht so prickelnden Wetters übergehe ich den heutigen Tag, wir widmen uns wieder dem Fisch essen und schlafen in den nächsten Tag hinein, der uns aufgrund der Zeitumstellung eine Stunde mehr gönnt.
Dieser Tag ist schön sonnig, aber noch windiger. Orkanböen sind angekündigt, und vorsichtshalber fragen wir unseren Hotelmanager, wie es sich denn so mit den Fähren verhält. Ob wir eventuell Gefahr laufen, für eine nicht absehbare Zeit zum Insulaner zu werden, weil wir nicht zurück zum Festland kommen.
Er zeigt uns ein Foto vom überfluteten Hafen. Schock! Zumindest für uns Landratten. Für einen Ostfrieseninsulaner ist das aber wohl noch keineswegs bedrohlich. Auch online lese ich Kommentare zu den Orkanwarnungen: "Windgeschwindigkeiten von 110 km/h sind für uns kein Orkan, das ist eine steife Brise". Nun gut. 
Ich bin seinerzeit wegen der isländischen Aschewolke von Mallorca umständlich weg gekommen, dann werde ich es wohl auch von Langeoog wieder nach Hause schaffen.

Die Seehundbänke im Nordosten der Insel wollten wir eigentlich mit dem Fahrrad erradeln, aber bei dem Wind kippen wir sicherlich um.
Ein Insulaner warnt uns, nicht auf die Sandbänke zu gehen. Das hatten wir so direkt natürlich gar nicht vor, denn man kann sich denken, daß das lebensgefährlich sein kann, im Watt und bei Sturm so ganz allein. Es muß aber immer wieder Menschen geben, die zu wagemutig sind, erwähnte doch der uns Warnende, daß er soeben noch von einer Familie gehört hat, die vor ihrer Abreise mit den Kindern nochmal eben auf die Sandbank wollte.
Ich begnüge mich mit einem Foto von Seehundmodellen. Nicht ganz so schön wie die Originale, dafür aber bunt.
Wir versuchen es erneut mit einem Strandgang und sind jetzt besser vorbereitet. Mit Schal vorm Mund, Sonnenbrille als Augenschutz und tief in die Augen gezogener Mütze bleibt uns ein Sehschlitz, um uns zurecht zu finden.
Es ist ganz schön was los auf der Strandmeile. Eine kleine Völkerwanderung eröffnet sich uns durch unser Guckloch. Es sind immerhin noch Herbstferien, das hatte ich ganz verdrängt, und mir wird mal wieder klar, wie viele Menschen doch Urlaub an unseren eigenen Küsten machen. Und wie viele dieser Gäste gehen mit ihren Buchungen an uns Reisebüros vorbei, wo wir doch auch deutsche Unterkünfte zu denselben Konditionen oder sogar oft günstiger anbieten können.
Das wissen einfach viel zu wenige.

Es ist ein toller Tag, und wenn man erst einmal seinen Weg durch die Dünen bis zu Wasserkante geschafft hat, dann beißt man auch nicht mehr auf Sand. 
Der Wind ist heftig, aber nicht scharf und vor allem gar nicht kalt. Schöne Ausblicke und eine herrliche Weite liegen vor uns. Wir atmen durch und erleben schon bald die Auswirkungen der gnadenlosen Frischluftzufuhr: MÜDIGKEIT!!!
Zurück im Hotel meint mein Mann, er würde auch gern an der Küste leben. Das wäre einen Gedanken wert für das Rentenalter. Wenn dann die Prognose einer Langeooger Verkäuferin noch etwas auf sich warten lässt, dann verschwindet die Insel noch nicht so rasch, sondern erst zu Zeiten unserer Ur-Ur-Ur-Enkel. 
Doch wenn man als älterer Mensch mal krank wird, so gibt es auf der Insel kein Krankenhaus. Dazu müsste man aufs Festland. Auf meine Frage an unseren Hotelier, ob er schon immer Insulaner war und gar auf Langeoog geboren wurde, entgegnet er, daß er einmal auf dem Festland war, als er geboren wurde (es gab ja kein Krankenhaus auf der Insel), und einmal war er in Jever ein Bier trinken.
Nun ja, wenn man sich mal das folgende Schild ansieht, wird einem ja auch Angst und bange ob der enormen Entfernungen. Da igelt man sich lieber auf seiner Insel ein. Das schlechteste ist es nicht.
















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