Barcelona. Tagebuch über eine wunderbare Stadt

Nun geht es endlich los. Die Winterpause ist vorbei und die erste Reise des Quiatek-Büros steht an.
Es geht nach Barcelona.
Dieser Beitrag ist hauptsächlich für die Daheimgebliebenen und meine Reisegruppe, die dann unsere Reise hier noch einmal Revue passieren lassen und sich auch selbst beim Bewundern von Barcelona betrachten kann.
Willkommen an Bord, um 5:30 h an einem Sonntag, fast zu nachtschlafender Zeit. Gäste munter, Marek von Bronchitis genesen und wieder fit, Gabi erkältet und fast ohne Stimme. Aber was soll's. 
In der Eifel kurz vor Trier passiert uns dann etwas, auf das wir den ganzen Winter vergeblich gewartet haben. Es schneit!!
Auf der Autobahn ist nichts geräumt, nur eine Spur zeigt, daß hier schon ein Auto gefahren ist. Ansonsten ist niemand auf unserer Seite unterwegs, und man fragt sich, ob diese Leere dem Sonntag geschuldet ist oder ob wir irgendwo übersehen haben, daß die Autobahn gesperrt ist. 
In Macon ist es aber wieder sonnig, und wir machen noch einen kleinen Rundgang vor dem Abendessen.
Es gibt eine schön anzusehende Kirche, St. Pierre.
 
Und ein wirklich uraltes Haus fast ganz aus Holz.
Ansonsten scheint Macon nicht sehr touristisch,
relativ ruhig und gemächlich.

Und da laufen sie alle, angeführt von unserem "Leuchtturm" Helmut. Wie praktisch, wo ich doch meine pinkfarbene Reiseleiter-Signaljacke vergessen habe.
Und dann kommt schon unser erster Tag in Barcelona. Er ist fast ausschließlich den Werken des Architekten Antoni Gaudí gewidmet, aber das ist auch nicht schwer, denn der hat sich in Barcelona nun wirklich mehr als ausgetobt. 
Wir bestaunen die Sagrada Familia und bekommen fundierte Erklärungen von Romina, einer versierten und netten Stadtführerin. Man kann nicht anders als immer nur staunen, welche Ausstrahlung das Gesamtkunstwerk hat. Und es hat sie, da gibt es keinerlei Zweifel, wobei ich für mich allein ausgemacht habe, daß Ausstrahlung und Schönheit durchaus im Widerspruch zueinander stehen können. Schön finde ich diese Kirche nach wie vor nicht, aber an Ausstrahlung durch die Fülle an Symbolik einfach nicht zu übertreffen. Sie hat einfach etwas, dem man sich nicht entziehen kann.
Wer kommt denn schon auf die Idee, die Säulen am Eingangsportal auf zwei Schildkrötenskulpturen zu stellen, wobei die eine eine Landschildkröte, die andere eine Wasserschildkröte ist. Die eine hockt nämlich unter der Säule, die Richtung Berge zeigt, und die andere trägt die Säule, die zur Meeresseite hin steht. 
Das hier ist die Landschildkröte. Ich knipse halt nur und fotografiere nicht, daher die schlechten Lichtverhältnisse. Das Krötchen hat jedenfalls einen hügeligeren Panzer und auf jeden Fall keine Schwimmfüsse.
Und es gibt hunderte weiterer Details, wobei es tatsächlich einer Führung bedarf, um überhaupt auf die gesamte Symbolik zu stoßen. Beim bloßen Betrachten entgeht einem zuviel. Das künftige Hauptportal hat an den Türen das 'Vater Unser' auf katalanisch, und ringsherum Teile des 'Vater Unser' in allen möglichen Sprachen.
Und wem fällt schon so etwas wie eine Sudoku-Tafel ein, mit Zahlen, die horizontal, vertikal und diagonal immer '33' ergeben, und ich gebe zu, ich wusste nicht, daß Jesus 33 Jahre alt geworden ist.
Er und seine Eltern sind rund um und in der Kirche in verschiedenen Szenen zu finden: Geburt, Verleugnung und Leidensweg, um nur einige zu nennen. Die heilige Familie ist allgegenwärtig, daher halt 'Sagrada Familia', was ebendies bedeutet.


Und dann die massenhaften Bezüge zur Natur: Bäume, Blumen, diverse Pflanzen und Tiere, von der Heuschrecke über Würmer, Marienkäfer, die sich an den Türen tummeln, bis zu Früchten, Eseln, Tauben etc. ist hier an alles gedacht worden.

Bei einem so schönen Wetter wie wir es hatten, ist der Lichteinfall in die Basilika einfach grandios, umwerfend, faszinierend!!! 

Und dann höre ich, daß man in zehn Jahren fertig sein will. War nicht die Rede von etwa 2090? 
Und jetzt das? Aber in zehn Jahren begeht man Gaudís 100. Geburtstag. Na dann aber mal hurtig! Wir haben jedenfalls mit 27x Eintritt unseren Teil dazu beigetragen, daß der Bau vorangehen kann. 

Bevor sich Gaudí ausschließlich dem Bau seines Lieblingsbabys zuwandte, hat er Aufträge für verschiedene wohlhabende Familien übernommen und deren Stadthäuser designt. Besonders hervorstechend sind hier die Casa Milá und die Casa Batlló, beide an der berühmten Flaniermeile 'Passeig de Gracià' gelegen.  Auch hier kann man durchaus von austoben sprechen, denn von Schornsteinen, die wie Star-Wars-Soldaten aussehen bis hin zu Balkonen, die wie Augen scheinen, die einen durch eine Maske beobachten, ist wieder die Fantasie grenzenlos.

Casa Milá - für Herrn Milá erbaut, der, wie wir nun wissen, eine Frau Guardiola mit noch mehr Geld geheiratet hat. 'Guardiola' bedeutet 'Spardose', wie nett. Eine Anspielung auf die Sparsamkeit der Katalanen möglicherweise? Sparen mit Pep! Aber jetzt käme ich dann auf ein ganz anderes Thema...
Casa Batllò - für mich das schönste Haus von Gaudì.
Übrigens lohnt auch einmal ein genauer Blick auf die Erde, denn die Straße ist mit sehr schönen gemusterten Fliesen bestückt.
Barcelona von oben steht auf dem Nachmittagsprogramm. Hier ein Foto vom Berg Montjuic auf die Stadt. Es ist ein wenig frisch heute, aber sehr sonnig. Per Gondel geht es wieder runter, wo Marek mit den anderen 'Willensschwachen' wartet, da er zu Fuß gegangen ist, mit dem Argument, das wäre gesünder. 
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind übrigens mit € 2,15 pro Ticket erstaunlich preiswert, und im 10-er-Ticket zahlt man am Ende pro Fahrt nur € 1,-. Ich werde mich immer gern daran erinnern, wie alle im Linienbus geschmunzelt haben, als ich insgesamt 27 x Fahrscheine in den Abstempelungsautomaten gesteckt habe, damit auch alle registriert sind und niemand schwarz fährt. Als wir dann endlich wieder an der Haltestelle in der Stadt waren, war ich fertig damit. 

Untertitel: Reisegruppe von hinten im Linienbus Nr. 150.

Abschlußbild des Tages an der 'Placa de Espanya' mit Ausblick auf das Gelände der Weltausstellung von 1929 und das Nationalmuseum.
Schnell noch in einen Metzgerladen hineingeknipst, das macht Appetit aufs Abendessen. Der Koch des Hotels Pestana Arena kann das übrigens sehr gut, wir hatten qualitativ und auch geschmacklich gutes Abendessen, und auch ich als Vegetarierin kam gut auf meine Kosten und konnte einen Abend ein kleines Tintenfischlein verspeisen. Was habe ich da gesagt? Tinten f i s c h l e i n???
Das arme!! Ich glaube, es ist an der Zeit, mich langsam auch von den Fischen ab- und ausschließlich der Wiese zuzuwenden.

Am nächsten Tag allerdings wenden wir uns erst einmal dem gotischen Viertel zu. Nach dem schachbrettartig angelegten neuen Eixample-Viertel wird es jetzt etwas unaufgeräumter, denn hier dominieren die alten, schmalen Gassen. Das Herzstück der Altstadt ist die Kathedrale 'La Seu', und sie ist, wer hätte das gedacht, im gotischen Stil.

Diese Aufnahme entstand gegen Abend, als gerade die untergehende Sonne die oberen Etagen der Gebäude in warm-goldenes Licht tauchte.

Den Kreuzgang hatte ich bei meinem letzten Besuch völlig ignoriert, dabei lohnt er so sehr. 13 Gänse dürfen oder müssen hier leben, denn sie sollen an die Schutzpatronin Barcelonas, Santa Eulalia, erinnern, die im Alter von 13 Jahren hier ihr Martyrium erlitt.

Ebenfalls in einem Innenhof habe ich meine Gruppe erwischt, mehr als 13 allerdings (und auch an Jahren), bunter, aber mit nicht weniger Geschnatter. Von Martyrium keine Spur, und dauerhaft dort leben müssen sie auch nicht.

Über die Placa Reial erreichen wir die berühmten Ramblas. Wir sehen uns von dieser langen Flaniermeile den unteren Teil bei der Kolumbussäule an, dort wo die meisten lebenden Statuen zu finden sind. Ganz so viele wie noch vor Jahren dürfen nicht mehr dort sein, aber die noch erlaubten sind sehr fantasievoll. Schmeißt man einen Euro in die Box, macht die Statue irgend etwas, und man kann sich schon erschrecken, da man nicht weiß, ob sie nur die Augen rollt oder aber mit irgend einem Gegenstand nach vorne schnellt. 

Mitten in der Altstadt hat mich dieses Geschäft beeindruckt. Ein Posamentenladen. Vor gar nicht allzu langer Zeit wusste ich noch nicht was das überhaupt ist, bis ich einen Film über Karl Lagerfeld gesehen habe, der für seine Kollektionen bei einer alten Dame auf dem Lande Posamenten einkauft und erklärte, daß dieses Handwerk der Herstellung von Borten, Litzen, Troddeln, Kordeln ind Quasten nur noch wenige Menschen ausüben. Das hat mich fasziniert, und ich konnte mich nicht satt sehen an den vielen kleinen Kleinigkeiten.
Satt waren anscheinend in der Zwischenzeit auch meine Reisenden, die sich schon in ein Café geschlagen hatten, weil ihnen von heißer Schokolade mit Churros vorgeschwärmt wurde. Schnell hinterher, damit ich auch noch etwas abbekomme. Und die heiße Schokolade entpuppte sich als das, was ich eigentlich niemals trinken bzw. eben löffeln wollte, denn der Löffel stand in der Tasse. Es war einfach eine ganze pure Schokolade aufgelöst in einer Tasse - Kalorienpanik pur! Aber im Prinzip Quatsch, sich darüber Sorgen zu machen, denn die mir noch bevorstehenden kunstvollen Tapas sind sicher nicht weniger kalorienreich
.
Schokolade macht glücklich. Frisch gestärkt geht es weiter durch die Altstadt, wo es noch viel Schönes zu entdecken gibt. 
Hier zum Beispiel an einem Porzellangeschäft. Die Keramikfliesen zeigen einen Menschenturm, etwas typisch katalanisches, das auch heute noch ausgeführt wird. Oder vielleicht besonders heute, denn es soll Zusammenhalt demonstrieren und bildet einen Teil des katalanischen Nationalbewusstseins. Und als eine Nation bezeichnen sie sich ja, nur ohne Staat, und das soll bald geändert werden.

Meine Gedanken dazu, wie das zu realisieren ist, spare ich mir an dieser Stelle, denn es geht ja um wesentlich mehr auftauchende Probleme als die Tatasache, daß dann der FC Barcelona nicht mehr in der spanischen Liga spielen darf.
Nur eines sei hier angemerkt: Nachdem ich früher zwar wusste, daß dieser Landesteil Katalonien heißt und gern unabhängig würde, ist mir heute nach viel Lektüre doch sehr bewusst, wie sehr sich das "Land" von Spanien unterscheidet. Man hört doch viel katalanisch in den Straßen, und es klingt nicht wirklich spanisch, oft eher potugiesisch oder französisch. Die Zunge bleibt bei 'c' und 'z' im Mund, man spricht also kein englisches 'th', was gerade beim Bestellen von Bier (cerveza) deutliche Erleichterung bringt. Stierkampf ist verboten und Flamenco gibt es in Barcelona nur für die Touristen, weil man damit Geld verdienen kann ind viele halt meinen, das gehöre in 'Spanien' nunmal zum Programm. Dieser Tanz ist keinesfalls ur-katalanisch.
Ach ja, und José Carreras hat man zur Zeit der Franco-Diktatur, als katalanisch mal wieder verboten war, seinen spanisierten Vornamen aufgezwungen. Eigentlich ist er ein katalanischer 'Josep', mit einem schönen weichen 'j' à la francaise.
Von Tapas habe ich schon gesprochen. Pintxos heißen sie hier und werden in wahrhaft vielen Lokalen an der Theke angeboten. Ursprünglich als Mini-Appetizer zu einem Glas Bier oder Wein gereicht, hat sich hier eine richtige Kultur entwickelt, kleine schmackhafte Kunstwerke zu kreieren, die man mit einem Zahnstocher zusammenhält. Die zweite Funktion des Zahnstochers ist, die verzehrten Objekte zu zählen, damit der Kellner weiß, was er abrechnen muß. Das Gute ist, daß man sich aussuchen kann was man mag und dieses eben direkt vor sich sieht und nichts Unbekanntes verspeist. 

Pintxos-Tasting ist wirklich ein absolutes Muß bei einem Barcelona-Trip. Die für uns best sortierte Bar war übrigens am Platz der Kathedrale, an der Ecke wo die Straße 'Carrer Ferran' Richtung Ramblas abzweigt. Ich glaube, sie hieß 'Berria'.

Nach soviel Stadt-Trubel mit Kultur zum Verrücktwerden braucht das Auge mal Entspannung.
Ein Kloster abseits in den Bergen wäre ideal. Montserrat, berühmt und fantastisch gelegen. Da müssen wir hin. Der Weg dort hinauf ist wunderschön, die Ausblicke sowohl auf die zersägten Berge (Name Montserrat) als auch in die Ebene sind grandios, und das bei dem blauen Himmel, der uns heute wieder geboten wurde. Insider wissen, daß für das gute Wetter immer unser Busfahrer Marek zuständig ist. Wenn es regnet, bin ich es gewesen, aber mein Einfluß hielt sich auf dieser Fahrt glücklicherweise sehr zurück.

Am Klosterparkplatz wurde ich durch die Parkgebühren aus meinem 'vor-35-Jahren-war-parken-gratis-da-es-ein-Wallfahrtsort-ist-Traum gerissen. Morgens waren noch wenige Busse dort, ein Vorteil für uns, da es dann noch ruhig war. Als wir mittags den Ort verließen, stapelten sich schon die Busse auf allen Parkplätzen. 
Zeit für uns, zum Strand zu fahren. Sitges ist nicht weit, hat eine schöne Altstadt, eine lange Promenade und einen schönen, feinen Sandstrand. Nichts tun und shoppen war angesagt. Gott sei Dank kamen auch einige mit neuen Hüten, T-Shirts und Taschen zurück zum Bus. 


Apropos Taschen. Und Schuhe. Wer in Barcelona nicht irgend eine neue Tasche oder Schuhe entdeckt, die unbedingt mit nach Deutschland wollen, muß entweder sein Portmonnaie vergessen haben oder ein Mann sein.

Der letzte Abend. Seufz! So schnell gehen die schönen Tage dahin. Als Abschluß ist die beleuchtete 'Font Magica' ideal. In der Abenddämmerung schießen Fontänen mit verschiedenen Farben angeleuchtet in den Himmel. Erhaben steht dahinter der Palast des Nationalmuseums. Die dazu spielende Musik ist jedesmal eine andere, läuft aber einfach so nebenher und und unterstützt nicht den Rhythmus der Fontäne. Aber egal, schön ist es allemal.

Und was soll bei all den schönen Eindrücken nun dieses Foto? Es wurde uns auf dem Heimweg von zu Hause geschickt, damit wir schon einmal Heimatgefühle bekommen. Der Phönixsee bei grauem Himmel, Kälte und viel Regen. Na vielen Dank auch für dieses Heimatgefühl.
Ich will wieder weg. Ihr auch? Dann kommt einfach mit nach Südengland Ende März. Wir sehen uns.









































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