Ende eines Weltreise-Traums

Schon einige Wochen habe ich nicht mehr über die Abenteuer meiner Kreuzfahrt-Heldin auf der Artania berichtet. Corona hat mich davon abgehalten, denn es gab in den letzten Wochen kein anderes Thema mehr. 
So war ich einfach nicht in der Lage, ihre weiteren Kreuzfahrt-Abenteuer virtuell zu begleiten.
Allerdings hat sich dieses Abenteuer auch Tag für Tag immer weiter ausgedünnt, denn viele Häfen wollten die Schiffe nicht mehr haben.
Ich werde auf jeden Fall auf diesem Reise-Blog noch alles, was sie an Programmen noch geboten bekommen hat, beschreiben, muss aber heute leider vorwegnehmen, dass dieses fantastische Weltreise-Abenteuer, das von so langer Hand vorbereitet war und ja auch ganz sicher als Lebenstraum bezeichnet werden kann, in den nächsten Tagen sein Ende nehmen wird, denn auf der MS Artania gibt es aktuell zehn Corona-Fälle.
Was war in den letzten Tagen geschehen?
Wir alle haben gelesen, dass besonders die Kreuzfahrtschiffe mehr und mehr von Häfen abgewiesen wurden, da die Gefahr als zu hoch eingeschätzt wurde, dass Corona eingeschleppt werden könnte.
Es ist nun auch so, dass durch dieses "Heute hier - morgen dort" Viren leicht aufgeschnappt und im nächsten Hafen wieder abgeladen werden können.
Noch dazu besteht so eine Weltreise aus verschiedenen Abschnitten, so dass immer mal wieder Gäste hinzustoßen, die dann gerade aus Europa eingeflogen kommen. Von unserem Kontinent, der nun alles andere als virenfrei ist.
Als sich fast keine Häfen mehr zum Anlegen fanden - das fing in Indonesien schon an - entschied man sich, direkt nach Australien weiter zu fahren, wo man wohl noch erwünscht war.
Meine Kreuzfahrt-Heldin berichtete von Gesundheitschecks und Fiebermessungen, also etwas, was weltweit praktiziert wird.
Doch Alles in Allem lief es wohl noch entspannt auf der Artania. Keine Verdachtsfälle. Um es mit Udo Lindenberg auszudrücken: Alles klar, auf der Andrea Doria.

Doch je weniger Häfen zum Anlegen zur Verfügung stehen, umso mehr macht man sich Gedanken über den Sinn, die Kreuzfahrt weiter durchzuführen und entscheidet in Australien schließlich, die Reise vorzeitig zu beenden.
Ich dachte, ich lese nicht richtig, als meine Weltreise-Heldin mir das per WhatsApp schrieb. Sie hatte die Wahl: Entweder nach Hause fliegen oder in 30 Tagen nonstop an Bord nach Hause schippern.
Kurze Beratung mit den Lieben daheim, und sie bleibt an Bord.
Wir alle dachten, das wäre auch das Beste, denn da ging es ihr gut, da war die Lage entspannt. Ich bekomme Fotos, wie sie Austern- und Sekt schlürfend an Bord verwöhnt wird.
Das war die richtige Entscheidung, wenn auch eine Herausforderung, 30 Tage auf See zu sein und einem Kabinen- und Schiffsplankenkoller zu widerstehen.

Gestern dann die niederschmetternde Nachricht: Corona ist an Bord. Ich bekomme die WhatsApp-Nachricht aus dem australischen Perth, zusammen mit einem grünen, ekligen Emoji mit Stacheln dran. Corona.
Die Reederei ist wahrscheinlich erst einmal in Schockstarre, muss dann aber ultraschnell nachdenken und entscheiden, wie man am besten das ganze Schiff evakuiert. Etwa 800 Gäste sind noch an Bord.
Heute dann die erlösende Nachricht: Ab dem 29.3. gibt es Flüge nach Deutschland zurück.

Es stellt sich eine Mischung aus Trauer und Freude ein. Bei meiner Kreuzfahrt-Heldin, ihrer Familie, und bei mir natürlich auch.
Sie soll endlich nach Hause kommen, damit man sich keine Sorgen mehr machen muss. Dass sie hier nicht in einer heilen Welt landet, ist allen bewusst, aber zu Hause ist eben zu Hause.
Traurige Stimmung, weil ein Lebenstraum einfach abgebrochen wurde. Die halbe Welt war umreist, die östliche Hälfte fehlte noch zum großen Teil.
Wie überaus schade!

Wie kann ich denn diese enttäuschte, wenn sicher auch wiederum erleichterte Kundin trösten? Ich darf sie ja zu Hause noch nicht einmal in den Arm nehmen.
Aber dafür ist ja auch ihre Familie da. Und wir holen das nach.



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