Reise in die Hallo-Galerie

Die Überschrift dieses Posts beinhaltet absichtlich das Wort "Reise", denn immerhin heißt mein Blog ja "Reisegeschnatter". Und irgendwie war es auch eine Reise, die ich da letzten Mittwoch unternommen habe: Eine Reise in die Hallo-Galerie.
Wo die ist? Prinzipiell wahrscheinlich in jeder deutschen Stadt, hier jedoch geht es um die Thier-Galerie in Dortmund.
Ich habe kein passendes Foto, und da es um Shopping geht: SCHUHE!
Es hat mich mal wieder dort hingezogen, nach langer Zeit, obwohl ich mich dort ständig verlaufe bei dieser merkwürdigen abgerundeten Dreiecksform. Aber darum geht es nicht.
Ich laufe so versonnen vor mich hin, will nichts Besonderes, einfach nur shoppen. Shoppen, das heißt für uns Frauen nicht unbedingt "kaufen", sondern in erster Linie mal "anfassen,gucken,schön finden, überlegen wofür man es braucht, herausfinden, daß man es nicht braucht" und so weiter.
In mich gekehrt, da ich ja für so etwas keine Verkäuferin brauche, bin ich meinem Umfeld entrückt und bekomme kaum etwas mit.
Da plötzlich überfällt mich schallend ein "Haaaallò"! Irgendwo aus dem Hinterhalt, hinter einem Ständer mit Klamotten. Eine Verkäuferin grüßt. Nun ja, das ist ja nicht schlecht, werdet Ihr sagen, immerhin ist es angenehm, nachdem man doch Deutschland immer als Servicewüste bezeichnet hat. Oder tut man es gar immer noch?
Ganz bewusst habe ich das Wort "Haaaallò!" mit drei "A´s" geschrieben und einem "accent grave" auf dem "O", um die besondere Art und Weise dieser Begrüßungsformel zu beschreiben. Das "H" hört man kaum, das "A" lang gestreckt und das "O" dann extrem kurz. Insgesamt dann hört sich das Ganze auch noch ziemlich nasal an.
So, nun hat hoffentlich jeder eine Vorstellung davon. Dann kann es jetzt mit der eigentlichen Geschichte weiter gehen.
Ich antworte mit einem kurzen "Guten Tag", wohl wissend, daß ich selbst die meisten meiner Kunden auch mit "Hallo" im Reisebüro begrüße, aber meine, das gute alte "Guten Tag" verdient endlich wieder mehr Beachtung.

Am T-Shirt-Tisch erwischt mich eine zweite Verkäuferin. "Haaaallò!" Ok, "Guten Tag".
Und noch eine, die gerade aus dem Lager kommt. "Haaaallò!". Ich sag´nichts mehr.

Auf zum nächsten Laden, ein Schuhgeschäft. Mein Gesicht steckt gerade halb im unteren Regal bei den Winterstiefeln, da überfällt mich eine Verkäuferin von hinten: "Haaaallò!" Ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt mich meint.
Ich merke, sie sagt nur "Haaaallò!", will mir gar nichts aufdrängen, schon gar nicht ihren Service, aber man hat sie halt geschult, "Haaaallò!" zu sagen. Jedem Kunden, der reinkommt. 
Aber es klingt wie ein Tonband, so wie eine automatische Ansage. Sobald eine bestimmte Stelle im Geschäft überschritten wird, geht sie an: "Haaaallò!" Immer in demselben Tonfall.

Was soll ich sagen? Egal, wohin ich auch gehe, ob Schuhgeschäft, Jeans-Shop oder Buchhandlung. Überall dieselbe Tonlage. Überall immer "Haaaallò!" Nicht ein einziges Mal "Guten Tag".
Wenigstens in der Buchhandlung hätte ich das erwartet (warum auch immer....).

Es wird Abend, und ich bin immer noch auf meiner Shopping-Reise. Auch bei fortgeschrittener Tageszeit ändert sich die Begrüßungsformel nicht. "Haaaallò!" - egal wo oder wann man einen Laden betritt.
Ich vermute, es gibt eine allgemeine Thier-Galerie-Vorschrift, inklusive einer Schulung, an der alle Verkäufer teilnehmen und wie bei einer Chorprobe die Hallo-Version proben.

Ich bin fern davon, mich hier über Freundlichkeit zu beschweren. Sie ist schön, aber antrainiert und irgendwie nicht überzeugend. 
Nun ja, was erwarte ich auch? Eine Einladung zum Kaffee nach der Begüßungsformel?
Ein aufmunterndes Gespräch zum Thema "Kampf den Rückenschmerzen"? 
Nein, ich habe einfach nur darauf gehofft, jemanden zu finden, der noch andere Begrüßungswörter kennt als "Haaaallò!"

In diesem Sinne: "Guten Abend!"

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