Feiertag in Frankreich - inklusive verhungern

Nîmes! Provence! Ich bin dort. Angekommen mit der rasant schnellen TGV-Verbindung ab Paris.

Ein schönes Aparthotel in zentraler Lage, eine kleine Rundfahrt mit dem „petit train“, unterwegs abgesprungen bei der Arena, weil der Zugführer an jeder Ecke jemanden kannte, den er begrüssen musste und mir das dann alles zu lange dauerte. Schliesslich kenne ich Nîmes, war mehrfach dort.
Und meine Mitarbeiterin musste halt mit abspringen. Den Rest der Rundfahrt erkläre ich ihr selbst - vielleicht. 

Meine Idee: Jetzt schon was essen gehen, um mir dann noch die Kalorien abzulaufen und nicht mit zu schwerem Bauch ins Bett zu gehen. Nach dem Essen dann noch schnell in den Supermarkt, was zum Frühstück kaufen, denn ich habe ein Appartment mit kleiner Küche und könnte noch im Schlafanzug frühstücken! Was für schöne Pläne!

Am Maison Carrée fangen wir an, ein passendes Lokal auszugucken. Ein schönes Café ist voller Menschen, sie sitzen alle draußen, es hat ja schließlich noch angenehme 
20 Grad.
Aber es gibt nur Waffeln und Crêpes, mir jedoch steht der Sinn nach „salade chêvre chaud“. Der muss bei jeder Frankreichreise mindestens einmal sein. Salat mit warmem Ziegenkäse und Toast. Am schönsten ist er für mich wenn er noch mit diesen schmalen Böhnchen garniert ist, die so lang sind, dass sie vom Teller herunter hängen. 
Je mehr ich daran denke, desto kompromissloser in puncto Essensauswahl werde ich. 
Aber kein anderes Lokal als das Waffelcafé hat geöffnet. Die Stadt ist wie ausgestorben.

Es ist Feiertag, Allerheiligen, auch in Frankreich. Die Geschäfte sind zu, das ist klar. 
Aber an Feiertagen geht man doch aus essen, und in Frankreich mehr noch als bei uns!!!
Stimmt, aber doch nicht um 17 Uhr!!!
Das Restaurant des Hotels „Royal“ sieht geöffnet aus, also die Karte  studiert und für ok befunden, den Salat habe ich schon abgeschrieben, was zu Gunsten von Tapas nicht ganz so schwer fällt.
Völlig entrüstet ist die Kellnerin als ich nach „manger“ (essen) frage. Essen? Jetzt? Mais NON!  Erst um 18 Uhr!  Willkommen in Frankreich. Als ob mir das neu wäre. 
Ich kann froh sein, dass es nicht ab 20 Uhr ist. 

Dann gibt es halt einen Aperitif, um noch eine Stunde zu überbrücken. Meine Gedanken kreisen um einen herrlichen „Kir“, den ich mal in Saint Malo hatte, dargeboten mit einer recht üppigen Platte voller leckerer Snacks. Damit würde man  sich bis zum Abendessen retten können. 
Doch nichts dergleichen in diesem Café. Schnödes schmales Glas mit viel zu wenig Cassis für meinen Geschmack. 

Es dämmert langsam, der römische Tempel wird angestrahlt, Atmosphäre beginnt sich zu entwickeln. 
Es ist 17:50 h. Auf zum auserwählten Lokal. 

Ist das nicht schön? So eine lauschige Stimmung. Heizstrahler unter den Schirmen, tolle Beleuchtung, und wir um Punkt 18 Uhr mit Magen auf halb acht am Tisch. 
„Essen? Mais NON! Erst ab 19 Uhr!“ Geöffnet ist zwar, aber    die Küche noch nicht. 
Also wieder was trinken. Es fühlt sich an wie Sommer, ich bin im Süden, die spanische Grenze ist nicht weit, und es steht Sangria auf der Karte. 

„Madame, zwei Gläser?“ Mais NON! Bitte schön, sehen wir aus als wollten wir zwei Gläser? Es ist Hunger zu überbrücken, also her mit dem ganzen Liter, auch wenn es eine der falschen Entscheidungen meines Lebens werden könnte nach einem Tag ohne Mittagessen und lediglich fünf Gummibärchen im Magen. 
Der Countdown läuft. Um 17:30 h werfe ich schon mal einen Blick auf die Karte. War da nicht vorhin mehr drauf? Oder anderes? Alles sehr fleischlastig für einen Vegetarier und einen „Einzig-bei-Burger-werde-ich-schwach-Vegetarier. 
Doch schliesslich fällt die Entscheidung zugunsten eines Camembert-Fondues und eines French Burgers. 

Die Gefahr des Hungertodes ist gebannt. Noch ein bisschen Brot mit Aioli, ein Schälchen Gambas, und die Welt ist wieder schön. 
Sogar Gürkchen gibt es dazu! Ein heimisches Gefühl wie in unserem  Reisebus kommt auf, wo zu keinem Imbiss Gürkchen fehlen dürfen. Ohne die obligatorischen Gürkchen keine echte Quiatek-Reise!!!
Die Auswirkungen der Sangria spüle ich mit einem Liter Mineralwasser weg, und kurz vorm Platzen geht es zurück zum Hotel. 
Den Einkauf fürs Frühstück kann man wohl um kurz vor 21 Uhr an einem Feiertag vergessen. Doch auf die französischen Supermärkte ist Verlass. Carrefour lässt mich nicht im Stich, das Frühstück ist gerettet. Ob des üppigen Abendessens besinne ich mich auf gesunden Joghurt mit Müsli und beende diesen Abend glückselig und mit einem letzten Foto einer leuchtenden provenzalischen Stadt. 






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