Glencoe - und alle heulen mit

Das „Tal der Tränen“ heißt es auch und gehört in jede Schottlandreise. Zumindest für alle, die noch nie in Schottland waren.
Das muss ich jetzt extra erwähnen, denn bei meiner Tour in 2020 wird es wahrscheinlich nicht dabei sein, weil ich dann viele Wiederholer dabei habe. 
Mein Auftraggeber hat es aber für diese Reise, die ich gerade begleite, eingebaut. 
Ja, in der Tat, ich bin ausnahmsweise mal nicht mein eigener Auftraggeber, sondern mache die Führungen für ein befreundetes Unternehmen aus OWL. 
Glencoe - ich bin gern dort, egal bei welchem Wetter, wobei sich die Geschichte, die sich um das Tal rankt, bei waberndem Nebel deutlich besser erzählt.
Meine Reisegäste sind begeisterungsfähig und hart gesotten. Über die Hälfte steigt sogar bei heftigem Regen aus. Immerhin haben sie gerade eben gehört, dass da ganz hinten (man sieht noch ein paar aufeinander geschichtete Steine) ein ganzer Zweig der MacDonald-Sippe durch den verfeindeten Clan Campbell ausgerottet wurde, und da darf man ja wohl mal neugierig sein. Und Neugier macht auch vor Regen nicht Halt. 
Dann kommt plötzlich die Sonne raus. Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert, wie die das da oben im Himmel arrangieren, dass in Nullkomanix die Wolken weg sind. 

Meine Busfahrerin - best female driver ever -  ist flexibel und legt in Windeseile passend zum plötzlichen „es werde Licht“ Lied Nr. 1 meiner CD auf: HIGHLAND CATHEDRAL. 
Das knallt rein! Die Haare auf Armen, im Nacken, und wo immer sonst noch welche sind, stellen sich auf, und  es lässt keinen in meiner tollen Gruppe kalt. 
Da haben wir sie, die hartgesottenen Ostwestfalen! Eben noch bei Regen raus - jetzt mit den Taschentüchern vor den Augen! 
Und als ich noch vor wenigen Tagen im Bus Tartanmuster und Clanwappen verteilt hatte, wusste keiner so recht, was diese merkwürdige Frau aus dem Ruhrpott wohl vor hat. Was sollte das alles? Was wollte sie einem denn sagen wenn man sich plötzlich vorstellen sollte, zu einem bestimmten Clan zu gehören? Merkwürdig, diese Ruhrgebietler. 
Aber ganz plötzlich wird die schottische Geschichte lebendig. King Robert the Bruce sitzt direkt hinter mir und kommt aus dem Sauerland. Seine Frau übernimmt die Rolle der Flora MacDonald, die Bonnie Prince Charlie per Boot zur Flucht verhilft. Passend dazu der Skye Boat Song. 
Und wieder alle nah am Wasser!!!
Meine Busfahrerin organisiert eine Pause. „50 p for a pee“. - meine Gäste wissen, was ich meine. 
Bonnie Prince Charlie sitzt übrigens in Reihe 5, kommt aus Henglarn und sieht in der Tat tausendmal besser aus als das Original. 
Alle haben Spass ohne Ende und werden die Clangeschichte nie vergessen. 
Ich liebe Glencoe, und meine Gäste haben es mit all seinen Wetterfacetten kennengelernt. 
Und Gastfreundschaft gab es bei uns an Bord wahrlich auch - wie zu Zeiten der Highlandclans üblich. Na ja, ok, Bockwürstchen gab es da nicht, aber es geht einfach uns Prinzip. 
Wir haben alle bestens versorgt, und sie haben uns am Ende sogar leben gelassen. 


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