Auch andere Länder haben schöne Ärzte - Provokante Gedanken zur Panikmache vor Reisen

Es ist der 29.11.2020 - ein Sonntag.

Mein Lieblings-Ehemann, der übrigens auch der einzige ist, und ich hocken am Frühstückstisch und diskutieren über diverse Nachrichtenartikel über Corona, staatliche Unterstützung, November-Hilfen, Existenznöte und wann es endlich wieder ein normales Leben gibt, sei es nun ein neues oder ein abgespecktes altes "Normal".

Doch ehe ich jetzt weiter schreibe, muss ich unbedingt folgenden Satz loswerden, da ja mittlerweile um des guten Tones Willen immer am Anfang einer jeden Äußerung stehen muß, die man tut. Daher auch von mir an dieser Stelle:
Ja, ich erkenne an, dass es den Corona-Virus gibt. Und mir ist bewusst, dass man ihn Ernst nehmen muß. Und ja, das tue ich auch.

Jetzt kann es also weitergehen mit meinem eigentlichen Thema.

In einem Bericht auf n-tv geht es darum, wie lange der Staat die notleidenden Branchen noch unterstützen kann. Das bringt uns auf unser Lieblingsthema der Corona-Krise, nämlich dass sobald es keine Unterstützung mehr geben kann, es unmöglich sein wird, den Restaurants und anderen Betrieben noch das Zusperren zu verordnen. Ebenso kann man dann den Menschen das Reisen nicht mehr verbieten. Und für alle, die jetzt schon einwenden, dass Reisen ja nicht verboten ist, sondern nur davon abgeraten wird: Das ist mir als Reise-Expertin mehr als klar, doch hat unsere Regierung mit entsprechend gewählten Worten sehr gut dafür gesorgt, dass so mancher das meint.
Zumindest jedoch meinen viele, das Reisen wäre nun wirklich das Schlimmste, was man tun kann.

Somit ist uns heute morgen wieder einmal klar geworden, dass die Menschen, wenn Restaurants wieder öffnen, auf jeden Fall auch so gut wie umgehend wieder ausgehen werden. An das sofortige Urlaub buchen wird man jedoch leider nicht denken. Das braucht immer seine Zeit. Das kennen wir von früheren Krisen auch.

Warum ist das eigentlich so?

Da werden dann Argumente hervorgebracht wie: Was, wenn ich im Ausland an Corona erkranke? Was, wenn ich im Ausland in Quarantäne muß? Was, wenn ich dort ins Krankenhaus muß?
Nun mal ganz ehrlich, oder wie man im Ruhrgebiet sagt, "Jetzt mal Butter bei die Fische". Wer hat sich vor Corona darüber extrem viele Gedanken gemacht? 
Ich habe Familien mit kleinen Kindern in Länder reisen sehen, wo selbst ich mir dachte, das ist vielleicht ein wenig riskant. Ältere Menschen reisen in die entlegensten Gebiete der Welt, um die Einheimischen dort zu besuchen (so nannte es übrigens Dietmar Bittrich so schön in einem seiner fantastisch sarkastischen Bücher über Reisende), ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob man sich irgendwo mit irgend etwas anstecken könnte.

Jetzt aber macht man sich Gedanken über alles Mögliche. Und traut vor allem dem Ausland überhaupt nichts mehr zu. 

Mein Titel beinhaltet das Wort "provokant", und genau so behaupte ich jetzt, dass wir in mancher Hinsicht ganz schön arrogant sind, was den Vergleich der Gesundheitssysteme der Welt anbetrifft.
Oder bleiben wir sogar einfach nur mal in Europa.
Unser deutsches Gesundheitssystem ist sehr gut, da gibt es sicherlich nichts zu diskutieren. Und darüber bin ich mehr als froh. Aber bedeutet das im Umkehrschluss, dass alle anderen schlecht sind?
Ich denke nicht.
Auch im Ausland müssen meines Erachtens Menschen Medizin studieren, wenn Sie Ärzte werden möchten. Man belehre mich eines Besseren, wenn das nicht so ist.
Ich glaube auch nicht, dass es in ausländischen Krankenhäusern unhygienisch zugeht, oder aber dort alles drunter und drüber geht (nicht vergessen, ich bleibe absichtlich provokant). 
Die Wortwahl mancher Politiker macht einen das allerdings seit einiger Zeit Glauben. Bloß nicht ins Ausland fahren! Und das Ausland, das sollte man nicht vergessen, fängt ja bereits in Österreich oder aber der Schweiz an. 
Auch ich möchte, wenn ich krank bin, natürlich lieber zu Hause liegen als sonst wo in der Welt. Dennoch gehe ich fest davon aus, dass ich dort nicht zu Grunde gehe.

Was Corona anbetrifft, wird mancher nun einwenden, dass im Ausland ja nicht so viele Intensivbetten zur Verfügung stehen. Das bedeutet dann auch, dass ich automatisch davon ausgehen muss, dass diese grundsätzlich alle aufgebraucht sind, wenn ich dort ankomme.
Womit ich wiederum voraussetze, dass ich mich auf jeden Fall mit Corona infiziere, sobald ich im Ausland ankomme.
Die Zahl der Infizierten ist dort höher? Mag sein, doch bedeutet das sofort, dass ich mich anstecke?

Ah, Sie sind Risikoperson? Dann sind sie in puncto Reisen ohnehin vorsichtig und haben schon immer genau ausgewählt, wohin Sie reisen, um kein Risiko einzugehen. Das respektiere ich sehr.
Dann zählen Sie sich bitte nicht zu den Angesprochenen.

Kurzum: Ich bin seit über 30 Jahren mit Menschen im (allerdings europäischen) Ausland unterwegs und kann folgende Liste veröffentlichen:

1. Armbruch in Norwegen
2. Handgelenksbruch in Belgien
3. Kaputtes Gebiss in Rom
4. Zahn-OP am Lago Maggiore
5. Glassplitter im Auge am Gardasee
6. Blasenentzündung in Schottland
7. Schlaganfall in Schweden
8. Bandscheibenvorfall in Schottland
9. Herzinfarkt in Norwegen
10. Gerissene Sehne in Österreich
11. Schulterbruch in Irland
12. Sturz in Kroatien
13. Grippe in Dänemark
14. Wasser in der Lunge in Lettland

Fazit: Mit mir zu reisen muss ganz schön gefährlich sein! Nein, das echte Fazit lautet: Es kann immer etwas passieren auf Reisen, aber niemand meiner Gäste ist auf irgend einen Flur geschoben worden, um dort zu verschimmeln. Alle sind gut behandelt worden und wieder aufrecht nach Hause gefahren. Und vor allem waren alle angetan davon, dass man tatsächlich woanders auch gute Ärzte und Krankenhäuser hat. 
Motiviert hat mich übrigens auch ein Gespräch mit einem Flugarzt, der für eine Reiseversicherung arbeitet. Auch hier gibt es gerade nicht viel zu tun, daher hatte er Zeit, mit mir zu plaudern.
Er berichtete davon, wie gut die Gäste in den Kliniken z.B. in Ägypten behandelt werden, und er konnte nicht verstehen, wie man grundsätzlich der Meinung sein kann, in ägyptischen Krankenhäusern wäre man schlecht aufgehoben.
Man kennt doch solche Sätze wie "Da möchte ich nicht tot überm Zaun hängen". Nun ja, Ägypten hat auch Zäune, aber wenn es einem schlecht geht, dann hängt man uns nicht darüber, sondern schickt uns in ein Krankenhaus zu einem ausgebildeten Arzt.

Ich wünsche mir also, dass die Menschen nicht zögern, wenn die Regierung uns wieder reisen lässt. Man könnte es auch jetzt tun, aber die Verängstigung ist leider einfach schon zu groß geworden. Und das Vertrauen in die Ärzte in anderen Ländern ist damit auch zunichte gemacht.

Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder zu der Leichtigkeit zurückkehren, die sie bei der Urlaubsplanung vor Corona an den Tag gelegt haben.

Leichtigkeit... Dieses Wort möchte ich jedoch relativieren zu "Reisen mit vernünftigem Nachdenken". Das ist es nämlich, was uns anleiten sollte. Nicht zu vergessen, die stationären Reise-Experten, die uns anleiten sollten, damit man an alles denkt, was für den Urlaub wichtig ist, und damit meine ich nicht die Klamotten, die in den Koffer gepackt werden müssen. Das schaffen Sie schon ganz alleine.

Ich wünsche mir, dass wir nur aufgrund unseres guten Gesundheitssystems nicht alles andere schwarz malen.

Und vor allem wünsche ich mir, dass sich alle umsichtig verhalten, zu Hause wie auch im Urlaub, im In- oder Ausland. Denn sich infizieren ist nicht unbedingt die automatische Folge eines Grenzübertritts, sondern eine Folge von Unachtsamkeit und Übermaß an Sorglosigkeit. 

Lasst uns wieder reisen. Und nicht vergessen: Keine Panik, andere Länder haben auch schöne Ärzte. Ihr wisst hoffentlich, wie ich das meine :-)



Beide Bilder aus: Pixabay

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