Der nächste bitte... Germania Insolvenz

Und wieder einmal springt eine Airline über die Klinge. Allerdings muss ich hier sagen, daß ich dabei an Germania am wenigsten gedacht hätte.
Die flog so still und leise immer stetig Gäste hin und her ohne mit irgendwelchen ungewöhnlichen Dingen auf sich aufmerksam gemacht zu haben.
Eine Vielzahl meiner Kunden fragten eher: Germania? Wer sind denn die? Sie war einfach nicht so eine schillernde Airline wie LTU oder Air Berlin, die beide die weltlichen Himmel extrem rot-weiß färbten. Wobei das Schillern natürlich über viele Jahre auch mit Qual und am Ende unnötigen Zuschüssen aufrecht erhalten werden musste.
Und damit zu meiner ganz persönlichen Meinung. Dieses Mal liegen zwischen dem Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten und der Insolvenzerklärung nur ein paar Wochen, aber dennoch ist es für mich immer dasselbe: Da entsteht eine Finanzierungslücke von 15 Millionen (lt. einer Aussage aus unserer Fachpresse von vor einigen Wochen), bei der mir sowieso schon schwindelig wird. Der Germania-Chef spricht von einem kurzzeitigen Liquiditätsengpass. Ja klar, so ein paar Millionen lassen sich doch auch ruck zuck wieder einfliegen. Wovon träumt der denn nachts? 
Wie kann denn sowas entstehen, ohne daß schon rechtzeitig die Notbremse gezogen wird? Eigentlich sollte doch jeder mit einer einfachen „Milchmädchenrechnung“ erkennen, daß bei einer solchen Summe schon alles gelaufen und nichts mehr zu retten ist.
Aber unsere Konzerne finden ja immer jemanden, der sie retten will, oder zumindest ein Finanzierungslückenwunder verspricht. Das dann am Ende sowieso in einem Desaster endet, weil der Retter entweder einen Rückzieher macht, nachdem rauskommt, daß die Lücke doch noch viel größer ist. Oder aber er braucht eine Quelle, die er nutzt, um irgendwelche Gelder rettend zu versenken und den Geretteten am Ende doch auf den Müll zu werfen.
Frei nach dem Motto: Wir haben alles versucht, wollten Arbeitsplätze erhalten, aber.....

Ja, die Arbeitsplätze. Die vielen tausend Menschen, die sich für ihren Betrieb tagtäglich ein Bein ausreißen. Die sind natürlich zu bedauern.
Die müssen auch mit anhören, daß da ein unbekannter, ominöser Millionär sein Geld sehr gerne in die Firma pumpt, dann aber am Ende doch gar nicht existiert und die Löhne dann eben schon ausfallen.

So geschehen bei Germania. Da war Anfang die Rede von der 15-Millionen-Lücke, dann hatte man den Millionär zur Hand. Bei mir läuteten schon bei der ersten Meldung die Glocken, daß es jetzt sowieso erledigt und Germania Geschichte ist.
Und genau so kam es dann auch, denn letzte Woche hieß es dann, die Gehälter seien schon nicht mehr gezahlt worden, dann war der Retter doch nicht da, und heute dann die offizielle Erklärung zum eingestellten Flugbetrieb.
Es tut mir leid sagen zu müssen, daß ich hoffe, man eiert jetzt nicht wieder so rum wie seinerzeit bei LTU und Air Berlin, wo über Jahre gerettet wurde, was sowieso schon zum Scheitern verurteilt war. Schon als Air Berlin die marode LTU übernommen hatte, fragte ich mich, wer denn eigentlich so blöd ist, Milliardenschulden zu übernehmen. Als jemand, der danach handelt, dass ich immer nur das ausgeben kann, was ich auch habe, sind mir solche Dinge suspekt. Und am Ende sieht man ja, daß doch alles den Bach runter geht, viele Arbeitnehmer im Regen stehen und die Bosse und Vorstände traumhafte Abfindungen bekommen, als Dank fürˋs Herunterwirtschaften. Ein nächster touristischer Konzern, sei es die Bahn oder ein Flughafen, nehmen sie gern auf, weil sie so toll sind!
Ich kriege dabei - sorry - echt einen Brechreiz.

Und jetzt sage ich etwas, wofür mich vielleicht so mancher steinigen möchte. Aber im Ernst, schafft es eine Fluggesellschaft oder ein Reiseveranstalter nicht, ordentlich zu wirtschaften und mit Kundengeldern umzugehen, dann muss ihm ohne Rettung und "Rumkasperei" das Licht ausgeknipst werden, ehe es noch schlimmer wird. 
Ich lebe ja auch von diesen Konzernen, aber sie dürfen nicht immer wieder halbherzig über ein paar Jahre gerettet werden, sonst lernen sie es nie.

Und was Fluggesellschaften anbetrifft, fällt mir auf, daß die Mehrheit meiner Kunden hadert, wenn wir ihnen türkische, bulgarische oder sonstige Airlines mit fremdem Namen anbieten, aber da sind schon sehr, sehr viele, die einfach unspektakulär seit Jahren vor sich hinfliegen und wahrscheinlich besser wirtschaften. Und dennoch will man immer mit deutschen Airlines fliegen, weil die ja so super sind.

Ich kann hier keineswegs technische Sicherheit bewerten, es ist allein mein Gehirn, das sich daran erinnert, wie lange ich die eine oder andere Airline schon ohne Komplikationen buche.

Last, but not least, werden jetzt unsere eifrigen Verbände wieder wettern, daß doch endlich eine Kundengeldabsicherung  auch für Airlines Pflicht werden muß. Und sie werden in der Politik wieder nichts erreichen.

So dreht sich das Pleite-Rad weiter, wir werden wieder die Kunden informieren, daß ihr Geld futsch ist, wenn sie direkt bei einer solchen Airline gebucht haben. Wir werden weiter predigen, daß es sicherer ist, eine Pauschalreise zu buchen, bei der die Gelder abgesichert sind. Und wir werden weiter predigen, daß es besser ist, ein Reisebüro mit der Buchung zu beauftragen und auch mal auf unser Bauchgefühl, gepaart mit Fachwissen zu vertrauen, welche Angebote seriös sind und welche nicht.

So, jetzt gehe ich in mein Reisebüro, um genau damit weiterzumachen. 




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