Gedanken beim Rückflug — Was bleibt von einer Botschafterwoche?

 

Da sitzen wir nun auf dem Rückflug in einer Maschine der Eurowings. 7 Tage sind schnell vergangen, und wir haben viel gesehen. Vor allem durch Kamera-Objektive und Handy-Displays, denn es war ja eine Erkundungs- und auch Botschafterreise und kein Urlaub.

Es ist schon ein bisschen schwierig, ein gut sitzendes Wort  für die Intention dieser Reise zu finden und die Botschaft ganz deutlich rüberzubringen. Einige werden sie vielleicht auch nicht verstehen, und die wollen und können wir auch nicht „bekehren“.

Wir sind seit so langer Zeit in einer katastrophalen Situation, in der einigen Branchen wie der unseren keine Perspektive gegeben wird, wie wir da wieder rauskommen.

Uns wird mit Überbrückung vom Staat geholfen. Ja, ohne diese Hilfen gäbe es uns alle schon nicht mehr. Und wir sind zuversichtlich, dass wir auch weiterhin unterstützt werden, sonst wären viele Steuergelder vergeudet.


Was man aber keinesfalls aus den Augen verlieren darf ist der immense Image-Schaden, den wir erlitten haben. Und wenn auch niemand etwas für die Pandemie kann, auch unsere Regierung nicht (und die Touristik übrigens auch nicht), so sind es aber unsere Volksvertreter, die ganz eindeutig dafür verantwortlich sind, dass unser Image nicht nur angekratzt, sondern in Scherben geschmissen wurde.

Nicht ein einzige Mal haben unsere Politiker ordentlich differenziert, sondern durch pauschale Äusserungen den Bürgern eingetrichtert, dass Reisen aktuell das Schlimmste ist, was man tun kann. Sie haben alle Sparten unserer vielfältigen Branche in einen Sack gepackt und drauf gehauen, als gäbe es kein Morgen.

Selbst als das RKI die Aussage getroffen hatte, dass die organisierte Pauschalreise kein Pandemietreiber ist, hat unsere Regierung nicht differenziert. 


Je mehr man vor einer Sache warnt, desto blühender wird auch die Phantasie der Menschen. Dann packt hier noch einer was Dramatisches dazu, ein anderer malt aus lauter persönlicher Angst noch ein bisschen schwärzer, und schliesslich packt der letzte noch Worte wie „unverantwortlich, gefährdend“ oder „schämt euch“ drauf, weil er sich anmasst, das einzig richtige Urteilsvermögen zu haben, und schon ist man abgestempelt.

Ob jemand, der reist, sich ganz verantwortungsvoll verhält und alle Regeln befolgt, spielt dann einfach keine Rolle mehr. Man wird nicht mehr gefragt, es wird nur noch draufgehauen.


Auch wir haben von Anfang an damit gerechnet und unter anderem aus diesem Grunde unsere Gruppengröße sorgfältig gewählt. Und natürlich auch das Reiseziel. 

Portugal war zum Planungszeitpunkt kein Risikogebiet, ist es dann aber ganz kurz vor der Reise geworden. Dann stellte sich die Frage, ob es einen Unterschied macht, ob die Inzidenz 40 ist oder 60. Wir haben entschieden, dass uns das nicht abhält, von einem Risikogebiet in das nächste zu reisen.


Jetzt erst recht wollten wir zeigen, dass man sicher reisen kann, denn immerhin leben und bewältigen wir unseren Alltag zu Hause und sind Risikogebiet erprobt, wo wir gelernt haben, Abstand zu halten und uns die Hände regelmässig zu waschen. Ganz am Rande sei bemerkt, dass das alle von uns sogar schon im Kindesalter gelernt haben.


Die mahnenden Bedenken mancher, seien es Kunden oder aber auch Kollegen, klangen von Anfang an in unseren Ohren. Der Kunde mahnt verständnislos, dass wir dann ja „alles wieder von da einschleppen“. Ich habe mal zitiert, was mir (Gabi) ein Kunde vorwarf.

Was schleppen wir ein, das wir nicht selbst in Deutschland haben? Eine Mutation? Eine portugiesische? Wir können doch Mutationen nicht komplett verhindern, sonst müssen wir uns definitiv einschliessen. 

Die Kollegen hören wir sagen, dass die ganze Aktion doch gar nichts bringt.

Glaubt uns, die Frage haben wir uns oft genug gestellt und wissen auch, dass wir die ganz Ängstlichen nicht aus ihrer Ecke locken können.  


Und dann gibt es auch noch diejenigen, die sehr fürsorglich darüber nachdenken, wie denn die Portugiesen unsere Einreise sehen. Immerhin könnten wir ihnen die hohen Inzidenzen von zu Hause mitbringen. Doch zum einen sind wir negativ getestet, zum anderen halten sie Abstand. Und das nicht nur, weil man uns ansieht, dass wir Touristen sind, sondern weil sie es generell tun.

In einer Strandbar konnten wir beobachten, dass die Portugiesen sich weder zur Begrüßung, noch zur Verabschiedung umarmen. Eigentlich schreibt man das den Südländern zu, und es ist sicher auch eine Gepflogenheit, aber aktuell eben nicht.

Diesem Land ist klar, dass es zu einem großen Teil vom Tourismus lebt und man Nutzen und Schaden abwägen muss, sofern es letzteren durch uns und unser achtsames Verhalten überhaupt geben kann.

Die Abwägung von Nutzen und Schaden bestimmter Maßnahmen scheint bei uns in Deutschland nicht mehr gegeben zu sein.


Wenn jemand Angst hat, dann respektieren wir das auch und lassen ihn leben so wie er ist. Wir verurteilen nicht.

Bitte lasst aber auch diejenigen leben, die nach sinnvollen und achtsamen Wegen suchen, mit dem Virus zu leben, denn das werden wir müssen, einige Virologen haben es oft genug gesagt, nur hört man diesen anscheinend nicht zu.

Also ist unsere Reise an die Algarve auch dazu da gewesen, die Meinung dieser Virologen zu untermauern, dass wir uns unter Beachtung von Regeln und sinnvollen Maßnahmen durchaus in die Welt trauen können.


Damit kommen wir zum Wort „Vertrauen“. Schon immer gehörte zum Reisen ein gehörige Portion Vertrauen. Vertrauen in den Reiseveranstalter, dass er alles gut und richtig organisiert.  Vertrauen in die Fluggesellschaft oder das Busunternehmen, dass sie uns sicher von A nach B bringen. Wir haben immer gesagt, der Pilot möchte auch wieder sicher zu seiner Familie zurückkehren.

Und heute möchte dieser auch wieder gesund nach Hause zurückkehren. Genauso wie die Crew, und daher vertrauen wir ihnen heute auch, dass sie sorgfältig „mit uns umgehen“ auf dem Flug. 

Wir haben eine panische Angst davor, dass die Klimaanlage Viren durch die Gegend schleudert. 

Wenn Pilot und Crew darauf vertrauen, dass die Luftabsaugung funktioniert, dann sollten wir nicht so überheblich sein und das anzweifeln.

Auch hier kann man wahrscheinlich den einen oder anderen sagen hören, „die wollen ja nur Geld verdienen“. Klar wollen sie das, es ist legitim, existieren zu wollen, aber sie sind doch auch keine Monster, die ohne Rücksicht Menschen gefährden!

Noch dazu verbringt man den Flug unter einer schützenden Maske. Und ja, auch das kann man aushalten. Dadurch ist nicht der gesamte Urlaub gleich verdorben, denn er besteht aus viel mehr als nur der Anreise. Das Freiheitsgefühl, das unsere Seele und unser Körper in den erholsamen Tagen haben, lässt einen Flug mit Maske ganz schnell vergessen.


Dann sind da die Hotels, in die wir auch schon immer Vertrauen gesetzt haben. Wir haben vertraut, dass man uns Speisen serviert, die nicht verdorben sind und gut zubereitet.

Wir haben vertraut, dass alles gut geputzt ist.

Und nun, in der Pandemie, wird sich kein Hotelier der Gefahr aussetzen, auch noch den letzten seidenen Faden zu verlieren, an dem seine  Existenz hängt, indem er sich nicht an die aktuell geltenden Hygienevorschriften hält. 


Nun gibt es den weisen Spruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. 

Wenn man so will, haben wir genau das mit unserer Reise getan und überbringen die Botschaft, dass wir durchaus vertrauen können. Und zwar nicht „wieder“, sondern „immer noch“, oder aber „jetzt erst recht“. 

Hier sitzen wir also nun im Flieger nach Hause, sind alle mit einem negativen Testergebnis ausgestattet, und einige von uns gehen in ihrem Bundesland auch noch ordnungsgemäß in Quarantäne.

Wie oft haben wir uns die Mäuler heiss diskutiert, dass wir nicht verstehen, warum das z.B. in Thüringen so sein muss. Ein negativ Getesteter, der aus einem Gebiet mit Inzidenz 38 kommt, reist in ein Gebiet mit Inzidenz von fast  300! Und muss in Quarantäne! Warum?

Wenn dann dieser betroffene Kollege einen Facebook-Beitrag postet, dass man ihn wohl vor der hohen Inzidenz in Thüringen schützen will, dann erntet er wieder einen Shitstorm,

Warum macht man sowas?


Dieser wunderbare Begriff „den Ball flach halten“, das möchte man hier herausschreien.

„Haltet doch mal den Ball flach“, wir analysieren hier einfach nur die Verhältnismäßigkeit bestimmter Maßnahmen.


Das tut übrigens mittlerweile bestimmt halb Deutschland. Viele Maßnahmen werden als unsinnig kritisiert, aber immer, wenn es dann um das Thema Reisen geht und uns mutige, aber achtsame Reiseprofis, dann fällt die böse und wahrhaft niederschmetternde Kritik auf uns?

Dann sind es wieder die bösen, verantwortungslosen Urlauber, die sich hier am besten in das letzte Loch verkriechen sollen? Und es sind die schrecklichen Kollegen, die den Kunden ins Verderben schicken wollen?


HALTET NUN WIRKLICH EINMAL DEN BALL FLACH!


Wir sind mit gutem Beispiel voran gegangen und werden das auch weiter tun, denn unsere Kunden sollen auch vorbereitet werden, dass sie wieder sicher in den Urlaub fahren können, wenn mal wieder so eine Art Startschuss fällt. 

Es darf nicht passieren, dass die Menschen, die über ein Jahr zurückgezogen gelebt haben, dann auch nicht mehr vertrauen können und möglicherweise verängstigt in ihrer Ecke sitzen bleiben 


Sie sollen dann sehen, dass sie beruhigt #losreisen können und nicht erst warten müssen, bis — sorry für die Härte — der Nachbar heile wieder zurückgekommen ist.

Diese Befürchtung, dass bei vielen das Zögern noch bleibt, ist nämlich durchaus berechtigt.

Jeder behauptet zwar, er ist urlaubsreif und hat Fernweh. Das ist überhaupt nicht zu bezweifeln, aber über ein Jahr Verbote, Warnungen und Panikmache hinterlassen Spuren auf der Seele, und manche bleiben in diesem Modus gefangen und kommen nicht mehr vorwärts. 

Das darf nicht passieren, deswegen „botschaften“ wir weiter.

Und ganz bestimmt konnten wir schon mit dieser Reise den einen oder die andere dazu bewegen, das Reisen wieder einmal etwas positiver zu sehen.

Wir hatten für einen Beitrag während der Reise spontan und vielleicht auch aus Verzweiflung heraus den Titel gewählt „Reisen ist NICHT Sch...“.

Genau so ist es doch auch. Reisen ist etwas Schönes.

Lasst uns das nie vergessen.


Tourismus hält die Welt zusammen.

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