Von Nobelpreisen, gekenterten Schiffen und Mini-Inseln

                            Stadtrundfahrt zu Stockholms Highlights am zweiten Tag.
                              
Nein, das sieht nur so aus wie ein Stadtführer, ist aber nicht unser.
Unser Stadtführer ist, wie schon bei der letzten Tour, Mario, ein sehr versierter in Stockholm lebender Südamerikaner mit super Deutschkenntnissen und einer wunderbaren Art, die Schönheiten seiner Wahlheimat zu präsentieren. Meine Gruppe ist schlichtweg begeistert und hört ihm gern und aufmerksam zu.
    
Wer jetzt als erstes denkt, wir hätten schlechtes Wetter, liegt völlig falsch. Es ist klasse hier, die richtige Temperatur, nur manchmal Wolken, immer ein wenig Wind. Ganz ideal für eine Stadtbesichtigung ohne Schweißausbrüche.
Hier vor dem Stadthaus, das uns dann von innen noch mehr begeistert. Hier werden die Nobelpreise verliehen. Den für den Frieden hat man den Norwegern gelassen. Man erinnere sich an den Lauf der Geschichte: Schweden und Norwegen waren im 19. Jh. eine Union, und da ist es doch am Ende nur gerecht, wenn ein bisschen Nobel auch für die Nachbarn bleibt.
Aber mit Dänemark, ein einst nicht so sehr geliebter Nachbar, hat man dann doch stetig weiter gewetteifert. Bestes Beispiel dafür ist der Turm des Stockholmer Stadthauses, der Gott sei Dank am Ende doch einen Meter mehr maß als der von Kopenhagen.
Puh, hätten wir das also auch schon einmal als essentiell wichtiges Detail klargestellt.
Und von innen? Kann ein Stadthaus denn irgendwo noch schöner sein als dieses hier?
    
Die Decke des Sitzungssaals, ein Traum aus Holz und Malerei, und wenn man genau hinschaut, erinnert sie sogar ein wenig an ein umgedrehtes Wikingerschiff.
                               
Und hier hat man die "Königin vom Mälarensee" vor Augen. Ein Mosaik (und es ist nicht das einzige hier im Stadthaus) voll strahlender Farbe und Gold. Die Dame symbolisiert die Stadt Stockholm, thront zwischen Abend- und Morgenland und scheint der Nabel der Welt zu sein.

Auch ein Schweden-König des 17. Jahrhunderts, Gustav Adolf, glaubte an sein Land als Nabel der Welt und wollte diesem Gedanken durch den Bau eines beeindruckenden Kriegsschiffes Nachdruck verleihen. 
Druck lastete ohne Zweifel auf seinen Architekten und Baumeistern, die ständig Änderungswünsche umsetzen mussten, die möglicherweise alle zur Instabilität der berühmten "Vasa" führten.
Sie schaffte auf ihrer Jungfernfahrt nur gute tausend Meter, dann sank sie vor den Augen der Schaulustigen in kürzester Zeit und riss 30 Menschen in den Tod.
      

Ich selbst dachte genau wie einige meiner Gäste, daß es, nun ja, halt einfach ein Schiff ist, aber allein der Anblick dieses wahrhaft mächtigen Gebildes, die dazugehörige Geschichte, die uns Mario höchst amschaulich vermittelte und last, but not least, der Film, der uns ins 17. Jahrhundert zurück versetzte und auch in die 1960er Jahre, als die "Vasa" gehoben wurde, hinterlassen Gänsehaut schaffenden Eindruck.

Die Schäreninsel "Fjäderholmarnar" steht wohl in jedem Reiseführer als besuchenswert, so daß man mittlerweile denken könnte, es fahren ja eh alle hin, also ist die Idylle futsch.
Das ist aber nicht so, wobei es wünschenswert wäre, daß die Menschen doch auch ihren Müll nicht einfach höchst unidyllisch auf die Klippen werfen. Dann wäre alles noch viel schöner.
Doch durch einen Besuch am Spätnachmittag mit Aufenthalt bis nach dem Abendessen wird uns Schärenatmosphäre pur geliefert und eine Parade an Riesenfähren und Kreuzfahrtschiffen, die sich gen Abend die Klinke in die Hand geben, beglücken jeden Schiffsfan.
    
          Möwe guckt schon nicht mehr den Schiffen nach. Immer dieselben "Gesichter" halt. 
    
                     Ein Konferenzsaal für die Schäre. Was man hier nicht alles braucht!?
    
                                                             Und noch'n Schiff.



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