Sommer in Kopenhagen - und Erinnerungen an ein hyggeliges Land
Dänemark. Als Kind gab es für mich kein anderes
Urlaubsland. Und das nicht, weil ich es so toll fand, sondern weil das aufgrund
der elterlichen Entscheidung angeordnet war. Jahr für Jahr ging es im Sommer
nach Ho. 2 Buchstaben – 2 Häuser, so ungefähr. Strandurlaub mit abendlicher
Genickstarre, weil wir die Halbinsel Skallingen
rauf und runter wanderten mit gesenktem Haupt, um mikroskopisch kleine
Bernsteine zu finden. Im Herbst dann wieder hin – zum Pilze sammeln. Die wurden
dann an einer Schnur zum Trocknen aufgehängt, und wenn der Prozess
noch nicht zur Genüge beendet war, kam die Schnur dann hinten ins Auto, quer
hinter unsere Köpfe, was die Rückreise nicht gerade sehr angenehm machte und auch irgendwie peinlich aussah.
Da ich schon immer sehr interessiert an Sprachen war, kam
ich irgendwann auf die irrwitzige Idee, einen Dänischkurs zu machen. Zugegeben,
im Nachhinein denke ich, man muß schon ein wenig umnachtet sein, um sich auf
das Abenteuer dieser Sprache einzulassen. Heute bin ich der Meinung, man kann
das gar nicht lernen, es sei denn, man hat von Natur aus einen aufgeweichten,
matschigen Gaumen.
Mein Dänischlehrer gab sich redlich Mühe, mir und einer
Freundin beizubringen, wie man das „D“ ausspricht. Es ist eine Mischung aus „D“,
„L“ und englischem „TH“, und das allein hätte schon für einen Kursabbruch genügen
müssen. Ich hielt aber durch und konnte letztlich immerhin auf Dänisch sagen,
daß Herr Søndergard 35 Jahre alt ist und in einer Wohnung in einer kleinen dänischen
Stadt wohnt.
Ein Satz, den man natürlich unbedingt wissen muß, wenn man
nach Dänemark reist.
So gestählt folgte der nächste Urlaub in Ho, und in einem
Wollgeschäft schlug dann meine große Stunde: Ich bestellte auf Dänisch
naturfarbene Wolle für einen Pullover in Größe 38 (ja, war damals noch 2
Nummern weniger) und Stricknadeln. Der Frust folgte auf dem Fuße, als die
Verkäuferin mich dann in einem super Deutsch fragte, welche Nadelstärke ich
wollte und ob ein Nadelspiel oder eine Rundstricknadel.
Das war das Ende des Dänischkurses.
Glücklicherweise hat mit dann mein Ferienjob auch einmal in
andere dänische Gefilde geführt. Ich durfte Kopenhagen kennenlernen. Meine
Aufgabe war damals lediglich, den Service im Reisebus zu machen. Mein
Brötchegeber hatte einen Stadtführer organisiert, und ansonsten hatten die
Gäste einfach Freizeit. Ich erinnere mich nur dunkel an alles und weiß nur
noch, daß unser Bus irgendwo weit weg stehen blieb und ich mit den Gästen per
Boot in die Innenstadt zum Hotel musste. Ob das Hotel nun auch wirklich in der
Innenstadt war, daran erinnere ich mich leider auch nicht mehr.
Erst eine Privattour im Sommer brachte mir die Stadt dann
wirklich näher, und später organisierte ich eine Adventreise nach Kopenhagen.
Irgendwo hatte ich gelesen, daß die Dänen so eine tolle Weihnachtsdekoration
haben. Es hielt sich sehr in Grenzen, das muß ich zugeben. Lediglich am
Rathausplatz stand ein großer Weihnachtsbaum mit ein paar überdimensionalen roten
Plastikherzen. Tivoli hingegen war wundervoll dekoriert.
Als Unterkunft hatte ich sicherheitshalber um des
vernünftigen Preises willen ein Hotel am Flughafen, Scandic Hvidovre,
reserviert. Versucht erst gar nicht, „Hvidovre“ auszusprechen, es wird nicht
gelingen und klingt nicht annähernd so wie es geschrieben steht.
Ein sehr normales Hotel, ohne große Besonderheiten. Aber so
sind eben dänische Hotels, wie auch die in anderen skandinavischen Ländern. Zweckmässig,
sauber, schlicht bis simpel. Dafür aber teuer. Na wenigstens etwas!
Kopenhagen im Sommer verspricht hingegen ein sehr schönes
Erlebnis. Eine Stadt am Wasser, klarer skandinavischer Himmel, frische Luft und
entspannte Atmosphäre.
Und da Dänemark sowieso teuer ist, kam es dieses Mal auch
nicht darauf an, ob das ganze Gefüge nun 100 Euro mehr oder weniger kostet. Ich
wollte mit meinen Gästen ins Zentrum, wollte alles zu Fuß erkunden und abends
noch die Möglichkeit haben, die Füße im Wasser baumeln zu lassen und dabei ein
Smørrebrød mit hoch aufgetürmten Köstlichkeiten zu verspeisen – und wenn es mich
den sprichwörtlichen finanziellen Ruin kostet und ich danach beim Wort „Butterbrot“
Alpträume bekomme.
Schaut euch die Entspanntheit von den Dänen ab, es
sind die glücklichsten Menschen der Welt. Schauen wir nach der Reise unsere
Quittungen an und die Situation in unseren Portemonnaies, dann sind wir es
wahrscheinlich nicht mehr, aber wir hatten eine „hyggelige“ Zeit.
Bild Meerjungfrau aus der Bilddatenbank von Visitcopenhagen.
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